Rezension

Tolles Buch

Die kleinen Lügen der Ivy Lin -

Die kleinen Lügen der Ivy Lin
von Susie Yang

Das recht schlicht gehaltene Cover mit dem Abbild einer jungen Frau, deren Augen wir nicht sehen und deren Gesichtsausdruck nicht viel preisgibt, hat mich trotz seiner Einfachheit sofort angesprochen. Neugierig geworden durch den Klappentext, wollte ich dieses Buch einfach lesen und ich bin froh, dass ich es getan habe.

In "Die kleinen Lügen der Ivy Lin" tauchen wir in das Leben von Ivy Lin ein, einer jungen Frau, die in China geboren wurde, bei ihrer Großmutter aufwuchs und erst im Alter von fünf Jahren zu ihren Eltern in die USA zog. Die Beziehung zu ihrer Großmutter prägt sie, bringt ihr jedoch auch fragwürdige Fähigkeiten wie das Stehlen und das Umkleben von Preisen auf Artikeln bei.
Die familiäre Atmosphäre ist geprägt von finanziellen Schwierigkeiten und die Eltern scheinen ihren Kindern wenig Liebe entgegenzubringen. Es wirkt alles sehr kalt und herzlos. Die Eltern haben hohe Erwartungen an ihre Kinder, diese sollen viel lernen und am besten selbst Arzt/Ärztin werden oder zumindest einen Arzt heiraten. Jedoch rebelliert Ivy und geht zum Beispiel heimlich auf die Geburtstagsfeier von Gideon Speyer, in den sie heimlich verliebt ist. Die anschließende Bloßstellung vor den Eltern und Schulkameraden führt zu einem Umzug der Familie, und Ivy sieht Gideon erst viele Jahre später wieder. Durch einen Zufall trifft sie auf Gideons Schwester, was schließlich zu einer erneuten Begegnung der beiden führt. Ivy findet sich in einer neuen Welt wieder, in der Geld scheinbar keine Rolle spielt und ein Ferienhaus als selbstverständlich gilt. Um sich anzupassen, beginnt sie, ihre Vergangenheit neu zu gestalten.

Die Handlung des Buches ist sehr komplex, was es schwierig macht, sie kurz zusammenzufassen. Die Geschichte entfaltet sich auf vielschichtige Weise, und es ist am besten, sich einfach in sie hineinfallen zu lassen.
Ich mochte dieses Buch sehr gerne. Wir begleiten Ivy von Kindesalter an und erleben ihre Beziehungen zu den Eltern, ihre ersten Annäherungen an Jungs und ihre Liebe zu Gideon, sowie den ständigen Wunsch, dazuzugehören.
Ich mochte es vor allem in andere Kulturen eintauchen zu können.
Der Konflikt mit sich selbst, in einem anderen Land dazugehören zu wollen, hat mich sehr berührt und mich zum Nachdenken angeregt.
Die Charaktere wurden alle sehr gut und ausführlich dargestellt, weswegen ich mich vor allen in Ivy sehr gut hineinversetzen konnte und sie teilweise verstanden habe, aber auch einige Handlungen überhaupt nicht nachvollziehen konnte.

Als ich das Buch mit fast 500 Seiten in den Händen hielt, hatte ich anfangs Bedenken, dass es sich ziehen könnte. Dem war aber überhaupt nicht so. Ich wurde förmlich von den Seiten verschlungen. Ich wollte in Ivys Welt eintauchen, weswegen die Seiten nur so dahinflogen und ich mir das Geschehen bildlich vorstellen konnte.

Die Geschichte von Ivy Lin wird noch lange Zeit in meinem Kopf präsent sein.
Das Buch verdient 5 Sterne und ich kann es nur wärmstens weiterempfehlen.