Rezension

Traurig, melancholisch, warmherzig

Dankbarkeiten - Delphine De Vigan

Dankbarkeiten
von Delphine de Vigan

Bewertet mit 5 Sternen

Einfühlsam geschriebenes Buch über den Verlust der Wörter und der Selbständigkeit im Alter, gemildert durch Mitmenschlichkeit

So ganz das Richtige ist dieses Buch für mich in diesen Zeiten nicht gewesen, aber da kann die Autorin natürlich nicht für. Sie hat großartig und sehr einfühlsam über das Altern, das Vergessen und das Sterben geschrieben.

Michèle, Michka – wie sie genannt werden möchte – ist an dem Punkt angekommen, dass sie nicht mehr alleine zu Hause leben kann. Eine junge Frau, Marie, kümmert sich rührend um sie und ist Michk' dankbar, denn einst hat diese ihr geholfen. Gegenseitige Dankbarkeiten, großartige Mitmenschlichkeit.

Das gilt auch für den jungen Jerôme, Logopäde im Altenheim, der sich rührend einfühlsam um die alte Dame kümmert, die nach und nach immer mehr ihre Worte verliert und sehr darunter leidet.

"Es sind die Wörter, die mir zerfallen." (eBook 44)

Das beschreibt die Autorin in origineller Weise und auch die Übersetzerin ins Deutsche hat großes Lob verdient. Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man an vielen Stellen schmunzeln, wie Michka die Wörter verwechselt, durch ähnlich klingende einsetzt. Marie und Jerôme gehen darauf sehr verständnisvoll ein und lassen Michka ihre Würde.

Aber es ist schon herzzerreißend, auch für den Leser, wie Michka nach und nach ihre Sprachfähigkeit und ihre Selbständigkeit verliert, ein Schicksal, das leider vielen alten Menschen droht.

"Alt werden heißt verlieren lernen." (eBook 86)