Rezension

Triggerwarnung

Birthday Girl -

Birthday Girl
von Penelope Douglas

Inhalt:

Jordan wurde in ihrem Leben schon oft enttäuscht. Doch die negativen Erfahrungen, die sie gemacht hat, haben Jordan auch gelehrt, dass man für das, was man sich wünscht, kämpfen muss.
Um ihren Traum von einem Studium der Landschaftsarchitektur umsetzen zu können, arbeitet sie abends in einer Bar.

Als ihre Chefin Jordan eines Tages früher gehen lässt, versucht diese ihren Freund Cole anzurufen. Doch der geht nicht ans Telefon. Das ist nichts ungewohntes, denn Cole ist unzuverlässig. Oft lässt er Jordan sitzen und schafft unerwartete Probleme. Und dennoch halten beide zusammen, denn sie kennen sich schon seit Jahren und wurden durch das Leben zusammengeschweißt.

Jordan ist also nicht allzu stark überrascht über Coles Verhalten. Überrascht ist sie, dass ihre Chefin ihr eine Packung mit sechs Donuts und eine Flasche Wein zum Feierabend überreicht. Sie hätte nicht erwartet, dass irgendwer an ihren neunzehnten Geburtstag denken würde.

Mit dem Kuchen und dem Wein plant Jordan einen schönen Abend. Sie geht ins Kino, in die Abendvorstellung. Danach, so hofft sie, bekommt sie dann auch Cole endlich ans Telefon.

Im Kino jedoch passiert ein Missgeschick. Die Weinflasche kippt um und verteilt sich im dunklen Saal. Auch, wenn Jordan das sehr peinlich ist, so sorgt dieses Desaster zumindest für etwas Gutes. Sie lernt durch das kleine Drama einen Mann kennen, der ein paar Reihen vor ihr sitzt.
Jordan setzt sich spontan zu Pike. Beide kommen ins Gespräch. Sie scherzen, teilen den Kuchen und sind sofort auf einer Wellenlänge. Pike feiert mit Jordan ihren besonderen Tag, indem er ein Streichholz in einen der Kuchen steckt.

Als Jordan und Pike das Kino verlassen, sind sie aufgedreht. Sie haben beide das Gefühl einen Tag zu erleben, der einen Sonnenstrahl gleicht, der den Alltag durchbricht.
Dieser Moment zerplatzt in dem Moment, als Jordans Telefon klingelt. Am anderen Ende ist Cole, der sich nicht meldet, weil er Jordan abholen möchte, sondern weil er in Schwierigkeiten steckt.

Doch das ist noch längst nicht das Schlimmste. Denn als Jordan den Namen ihres Freundes ausspricht, zuckt Pike zusammen. Die Frau, mit der er sich gerade so hervorragend amüsiert hat, ist keine andere, als die Freundin seines Sohnes.

 

Meinung:

Wer meine begeisterte Rezension zu „Punk 57“ gesehen hat, wird sich vermutlich kaum wundern, dass ich nicht lange überlegen musste, ob ich das neueste Buch von Penelope Douglas lesen möchte.

Auch „Birthday Girl“ versprach auf seinem Klappentext keine leichte Lektüre. Nicht nur, dass die Protagonistin Jordan sich ausgerechnet in den Vater ihres Freundes verliebt, auch ist dieser knapp 20 Jahre älter als sie. Penelope Douglas hat schon mit „Punk 57“ gezeigt, dass sie sich ohne Scheu vor Tabus positioniert.

Mit Jordan lernt der Leser eine Protagonistin kennen, die in ihrem Leben immer um alles kämpfen musste. Sie wurde von den Menschen in ihrer näheren Umgebung stets enttäuscht. Die einzigen Bezugspersonen, die sie zum Zeitpunkt ihres neunzehnten Geburtstages noch um sich hat, sind ihre Chefin Shel, die sich zwar um ihre junge Angestellte sorgt, aber eben auch ihre Chefin ist und ihre Schwester Cam, die sehr zufrieden mit ihrem Job als Pole-Dancerin ist. Oft versucht letztere, Jordan zu überreden, ebenfalls eine Stelle bei der Strip-Bar, in der auch sie arbeitet, anzunehmen. Hier bekommt man für leichte Arbeit gutes Geld.

Doch Jordan ist anders als ihre Schwester. Sie möchte mit guter und gerne auch harter Arbeit ein zufriedenes und glückliches Leben aufbauen. Nur ist das nicht einfach, das merkt sie jeden Tag erneut.

Cole ist bei Jordans Lebensplänen keine Stütze. Im Vergleich zu seiner Freundin fehlt ihm die Disziplin. Er veranstaltet Partys, die gerne ausufern, vergisst Termine und handelt oft erst, bevor er sich über Konsequenzen Gedanken macht.

Cole's Vater Pike versteht das Verhalten seines Sohnes. Er hat in der Jugend auch Fehler gemacht. Doch im Laufe der Jahre ist es ihm gelungen daraus zu lernen. Er besitzt eine eigene Baufirma und ein Haus, in dem er alleine wohnt. Von Coles Mutter hat Pike sich, nachdem diese ihn betrogen, belogen und ausgenutzt hat, getrennt. Eine neue Freundin kam für ihn aufgrund der schlechten Erfahrungen nicht mehr in Frage. Mit dieser Einstellung ist Pike bislang sehr gut gefahren. Doch dann tritt plötzlich Jordan in sein Leben.

Penelope Douglas lässt ihre Figuren aufeinandertreffen und sorgt damit für ein großes Gefühlschaos. Die Autorin kann, das wissen LeserInnen von „Punk 57“ vermutlich nur zu gut, schreiben. Ausdrucksstark und detailliert, mit viel Leidenschaft sorgt sie für intensive, herzerwärmende, berührende, leidenschaftliche Lesemomente. Ihre Figuren handeln nicht immer moralisch korrekt. Gerade Cole agiert moralisch oft fragwürdig, was sein Identifikationspotential doch ganz beträchtlich vermindert.

Pike kommt schnell in eine moralische Schieflage, als er sich von Jordan angezogen fühlt.

Als Leser kommt man nicht umhin, das Verhalten der Figuren aus einer ethischen Perspektive zu bewerten. Der erotische Aspekt wird stark betont.

Weitere Spannung enthält das Buch durch Nebenplots, wie einem Exfreund, der Jordan einst misshandelt hat, Pikes Exfrau, die ihn wieder um den Finger wickeln möchte und natürlich Cole, für den Pike in seinem Leben viel geopfert hat und der für ihn immer an erster Stelle im Leben stand.

 

Fazit:

Penelope Douglas traut sich auch mit „Birthday Girl“ wieder an Themen, die besonders heftig und kontrovers diskutiert werden, heran: subtile Verführung, Affären mit großem Altersunterschied, Einsamkeit und unerfülltes Verlangen.

Der Genremix stimmt, doch sollte man die Triggerwarnung am Ende ernst nehmen.

Diese Geschichte wird nicht für jeden etwas sein, zumal neben Alkoholmissbrauch, Vernachlässigung im Elternhaus, häusliche Gewalt, körperliches und emotionales Fremdgehen, auch die Beziehung zwischen einem deutlich älteren Mann und einer Neunzehnjährigen thematisiert werden.

Penelope Douglas charakterisiert Ihre Figuren allerdings einfühlsam, ohne deren charakterliche Ambivalenz aus den Augen zu verlieren. Manchmal stellt sich aber auch ein unbestimmtes Gefühl von Übersexualisierung ein.

Alles in allem ein gutes Buch, das überdies für diesen oder jenen Denkanstoß gut ist.