Rezension

Trotz ein paar Kritikpunkten eine Empfehlung

Backstage in Seattle -

Backstage in Seattle
von Mina Mart

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem ich in den letzten Monaten meinen Fangirl-Modus für Nena Tramountani entdeckt habe, wusste ich, ich muss unbedingt auch die Backstage-Serie, die unter dem Pseudonym Mina Mart veröffentlich wurde, lesen. BACKSTAGE IN SEATTLE zu bewerten, ist dabei aber gar nicht so leicht, wie bei der Soho-Love-Reihe.

Eliza und Finn sind wirklich keine einfachen Charaktere. Ich würde jetzt super gerne erzählen, wie toll sie trotzdem sind, aber die Wahrheit ist, dass sie mir in diesem Buch einfach noch zu oberflächlich waren und nicht genügend Tiefe besaßen. Besonders Eliza hat es mir oft schwer gemacht, da ihre Handlungen nicht immer ganz nachvollziehbar waren. Dadurch büßt sie auch einiges an Sympathien ein. Mina Mart liefert uns zwar eine Erklärung, aber ihre Reaktionen wirkten trotzdem teils einfach zu übertrieben und dramatisiert. Finn dagegen ist ein absolutes Rätsel, irgendwie ein bisschen unberechenbar und man weiß auch nach knapp 600 Seiten nicht so genau, woran man bei ihm ist. Am Ende lichtet sich das Mysterium um Finns Vergangenheit zwar minimal, aber ich denke, das war noch nicht alles. Und ich glaube auch, dass uns – was die Tiefe von Eliza und Finn angeht – noch einiges in der Fortsetzung erwarten wird. Das Buch besticht neben Eliza und Finn durch einige sympathische und liebevolle Nebencharaktere, die sich nahtlos in die Handlung einfügen.

BACKSTAGE IN SEATTLE beginnt sehr locker und gute 400 Seiten lang betreiben Eliza und Finn das Katz und Maus Spiel. Manchmal hat es mich irgendwie bei bisschen an die After-Serie von Anna Todd erinnert, bei der die Protagonisten nicht mit, aber erst recht nicht ohne den anderen können. Trotz der Leichtigkeit zu Beginn stellt sich schnell eine gewisse schwere Stimmung ein, die was mit Finn und seiner Vergangenheit zu tun hat. Das Hin und Her zwischen den Protagonisten empfang ich mit der Zeit allerdings als etwas nervig, da es nichts zu ihrer Beziehungsentwicklung betrug. Im letzten Drittel wird dann alles etwas intensiver und die Handlung nimmt eine teils schwer zu verdauende Richtung ein. Das Ende des Buches ist dabei wirklich fies. Ja, ich habe mit einem Cliffhanger gerechnet, aber das, was Finn sich da zum Schluss geleistet hat, ist – sorry für die Wortwahl – unter aller Sau. Vergangenheit hin oder her: Ich bin wirklich gespannt, wie er das wieder geradebiegen will.

Trotz einiger Kritikpunkte kann ich nicht leugnen, dass Mina Mart es trotzdem geschafft hat, dass ich BACKSTAGE IN SEATTLE kaum aus der Hand legen konnte. Objektiv sieht man ganz klar, dass Eliza und Finn keine sehr gesunde Beziehung führen – in der einen Sekunde ist alles gut, nur damit sie sich ein paar Seiten später gegenseitig emotional zerstören. Subjektiv mochte ich die Dynamik zwischen den beiden auf ihre ganze eigene Weise. Auf jede Aktion folgt eine Reaktion bzw. Konsequenz. Ich war voll in der Geschichte von Eliza und Finn drin und habe sie mit Spannung verfolgt. Vielleicht lag es mal wieder am Schreibstil der Autorin. Sie schreibt aus beiden Sichten, wobei Eliza etwas mehr Raum bekommt als Finn. Die Szenen wechseln sich zwischen humorvoll, geheimnisvoll, locker-leicht, emotional und intensiv ab. Vor allem aber mochte ich die Interaktion und Dialoge zwischen Eliza und Finn, dass beide immer einen guten Konter auf Lager hatten. Ich wollte einfach immer wissen, wie sie auf die Reaktionen und Taten des anderen reagieren, wie sie sich entwicklen und ob sie es schaffen ihre Masken fallen zu lassen, weswegen mich das Buch am Ende doch irgendwie überzeugt hat.

KURZ & KNAPP
BACKSTAGE IN SEATTLE hat es mir wahrlich nicht leicht gemacht. Das Hin und Her zwischen Eliza und Finn hätte ruhig etwas gekürzt werden können und die Charaktere sind mir noch nicht tiefgründig genug ausgearbeitet. Aber dennoch mochte ich die Geschichte der beiden sehr gerne und hatte einige spannende, emotionale aber auch intensive Lesestunden, in denen ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Trotz einiger Kritikpunkte würde ich das Buch weiterempfehlen – wenn man auf New Adult steht, bei dem auch mal die Fetzen fliegen und man vielleicht auch einiges an Negativität vertragen kann. Ich bin gespannt, wie Finn das, was am Ende passiert ist, wieder hinbekommen will. Außerdem hoffe ich, dass Eliza und Finn sowie ihre Beziehung in ON STAGE IN LONDON mehr Tiefe erhalten, als nur an der Oberfläche zu kratzen.