Rezension

Trotz guter Ansätze kann mich das Buch in der Umsetzung nicht überzeugen.

Don't tell me lies - Corey Ann Haydu

Don't tell me lies
von Corey Ann Haydu

Bewertet mit 3 Sternen

Meinung:

Das farbenfrohe Cover hat sehr schnell meine Aufmerksamkeit erregt. Wenn man das Buch liest erschließt sich einem auch irgendwann warum genau man auf dem Cover Beine und Schuhe sieht. Fand ich sehr gut gemacht.
Nach dem Klappentext, der mich schnell für das Buch begeistern konnte, habe ich eine megaspannende Geschichte erwartet, ein Konstrukt aus Lügen und Intrigen, das sich langsam aufbaut und irgendwann ausartet. In gewisser Weise passiert sowas sogar, nur in sehr milder, von mir so nicht erwarteter Form, was den Gesamteindruck am Ende leider etwas ins Negative fallen lässt.

Aber von vorne:

Die 16-jährige Tabitha hat gerade einen echten Tiefpunkt in ihrem Leben erreicht. Ihre beste Freundin hat sich einfach von ihr abgewandt und verbreitet hässliche Dinge über sie, sie ist in den Freund einer Anderen verliebt und ihre Eltern sind schwanger und wollen beim neuen Baby "alles richtig machen". Tabitha fühlt sich unerwünscht und ungeliebt. Als sie in einem Buch auf eine Randnotiz stößt die sie auf "Life by Committee" lotst ist nicht nur sehr schnell ihr Interesse geweckt, sondern sie erhofft sich von der Community so etwas wie Anerkennung, Akzeptanz und vielleicht sogar Freundschaft. Auf LBC teilt ein kleines Grüppchen Geheimnisse. Die Regeln: Poste ein Geheimnis, etwas das niemand über dich weiß, löse die Aufgabe die man dir stellt innerhalb 24 Stunden. Versagst du, musst du gehen und all deine Geheimnisse kommen ans Licht.

Was aufregend beginnt, wird schon bald zum Spießrutenlauf für Tabitha, denn sie verliert sich immer mehr zwischen realem Leben und LBC, tut Dinge zu denen sie sich früher niemals hätte hinreißen lassen und treibt damit sogar einen Keil in ihre eigene Familie.

Der Schreibstil der Autorin war recht unverblümt, was mir gefallen hat, weil es zur Zielgruppe der jugendlichen Leser passt. Man kommt gut in die Geschichte rein, macht sich mit Tabithas Problemen und Gewohnheiten bekannt, findet allerdings ziemlich schnell viele Dinge die irgendwie stören.

Tabitha hat ein entspanntes Verhältnis zu ihren sehr jungen Eltern Paul und Cate, die gerade ihr zweites Kind erwarten. Während Cate versucht alles irgendwie richtig zu machen, ist Paul vom Kopf her immer noch ein Kind. Er ist ein stadtbekannter Kiffer, was nicht nur schlecht ist für seinen Ruf als Vater, sondern auch schlecht fürs familieneigene Cafe "Tea Cozy".
Anfangs mochte ich die beiden, wegen ihrer lockeren Art, aber je weiter die Geschichte voranschreitet desto nerviger empfand ich die Differenzen die sich zwischen den beiden abzeichnen, eben wegen der Kifferei. Das Thema schreckte mich insofern auch ein bisschen ab, weil dieses Buch ein Jugendbuch ist und es auf mich, gerade im ersten Teil so wirkte als würde die Autorin vermitteln, das Kiffen nicht so schlimm ist. Paul tut es und auch Tabbys Schwarm Joe.
Die Autorin kriegt irgendwann dann doch noch halbwegs die Kurve, indem sie Paul das Kiffen abgewöhnt und ihn, in einem schlechten Versuch, zum anständigen Vater werden lässt.

Der nächste Punkt der mich störte bezieht sich auf Tabithas ehemalige beste Freundinnen. Seit einer Party auf der Tabby mit einem Jungen geknutscht hat, haben die beiden, Jemma und Alison, sie links liegen lassen. Wenn sie sie nicht gerade ignorieren, verbreiten sie irgendwelchen Mist. Als Grund geben sie lediglich an, das sich Tabitha so sehr verändert hätte.
Mir völlig unbegreiflich warum alle Welt auf Tabby rumhackt, weil sie sich verändert hat. Ist es nicht der normale Lauf des Lebens, das einem Mädchen mit 16 irgendwann Brüste wachsen, das sie sich für Jungs und Liebe interessiert und etwas weniger zugeknöpfte Kleidung trägt ?
Hier wirkt es so als sei Tabitha die "Schulschlampe", was sie so überhaupt nicht ist, noch nicht mal optisch. Das hat mich wirklich tierisch genervt und ich hab mich mehrmals gefragt, was das alles soll.

Tabitha selbst wirkt auf mich ebenfalls zunehmend nervig, denn das ganze Buch über muss ich lesen, wie sehr sie Joe liebt und wie sehr sie ihn begehrt und wie süß er ist. Ihr ganzes Leben dreht sich um Joe und darum wie schlecht man sie behandelt und als sie endlich beschließt ihr Leben zu ändern, da tut sie dies durch die leichtsinnigen Aufgaben die LBC ihr stellt. Sie fällt also irgendwie von einem Extrem ins Nächste, das hat es nicht immer leicht gemacht sie zu mögen.

Auch die Idee mit der LBC Community war nicht ganz rund. Zwar fand ich den Ansatz wirklich super, aber die Umsetzung hatte einige Schönheitsfehler.

Die Geschichte gipfelt in einem Ende das zwar mit einer interessanten Wendung daherkommt, aber auch einige Fragen ungeklärt lässt und an einen klebrigsüßen Hollywood-Highschool-Streifen erinnert.

Fazit:
Trotz einiger sehr guter Ansätze und der Tatsache, das mich das Buch für einige Stunden ganz gut unterhalten hat, konnte mich "Dont tell me lies" leider nicht wirklich überzeugen. Es gab einfach zu viele Punkte die mir nicht logisch erschienen oder mir nach einer Weile schlicht auf den Nerv gingen. Sehr schade, denn in der Geschichte schlummert wirklich Potenzial.
©Ina's Little Bakery