Rezension

Trotz Wüstenatmosphäre nicht zu trocken

Die Stadt aus Messing -

Die Stadt aus Messing
von S. A. Chakraborty

Bewertet mit 2.5 Sternen

Gut ausgearbeitete, solide Fantasy-Geschichte, doch ich hatte selten das Bedürfnis, weiterzulesen...

Um ihr täglich Brot zu verdienen legt Nahri auf den Straßen Kairos gut betuchte Bürger herein. Dabei helfen ihr ihre zwei ungewöhnlichen Gaben: Die Fähigkeit, Krankheiten zu erkennen und zu heilen und das Talent, sämtliche Sprachen sofort zu verstehen und zu sprechen. Doch als sie eines Tages ein Scheinritual durchführt und für die passende Stimmung auf ihre mysteriöse Muttersprache zurückgreift, wird Nahris falsches Spiel plötzlich zu tödlichem Ernst...

„Die Stadt aus Messing“ ist der erste Teil der Daevabad-Fantasy-Trilogie von S. A. Chakraborty. 

Ich habe nicht damit gerechnet, dass Nahri zu Beginn in unserer Welt lebt, aber dieser Twist hat mir ziemlich gut gefallen. Es wird jedoch nicht nur aus ihrer Sicht erzählt, denn es gibt noch einen zweiten Protagonisten: Alizayd. Alis Anteil an der Handlung bezieht sich jedoch großteils auf sein Amt als Prinz und weniger auf ihn als Charakter. Dabei hat er so viel mehr Potenzial, welches von seinem Umfeld einfach ständig unterdrückt. 

Es ist schon lange her, dass ich nach so kurzer Zeit ein so klares Bild von den Protagonisten und auch allen anderen Charakteren hatte. Wenn ich Ali und Nahri auf der Straße begegnen würde, würde ich sie wahrscheinlich sofort erkennen. Sie passen perfekt in diese orientalische Fantasy-Welt. 

Mir gefallen die unterschiedlichen Dynamiken zwischen den einzelnen Charakteren. Unerwarteterweise gibt es eine Liebesgeschichte, die jedoch nicht zu aufdringlich ist und die Hauptgeschichte nebenher unterstützt. 

S. A. Chakraborty schafft es ziemlich gut, Magie und Politik miteinander zu verbinden. Wie auch hin der realen Welt gibt es nicht die „Richtige“ und die „Falsche“ Seite. Das ist gut gelungen. Man weiß nie, wer welches Ziel im Sinn hat und was er dafür alles zu tun bereit wäre. Das ist prädestiniert für überraschende Wendungen und wird von der Autorin voll ausgeschöpft. Besonders im grandiosen Finale:) 

Der Schreibstil ist genau richtig für diese Geschichte, die eher durch einen komplexen Weltenbau lebt, als durch anspruchsvolle Formulierungen. Auf den ersten Blick war ich ziemlich überrascht vom Umfang des Buches, doch so ließen sich 100 Seiten gut an einem Stück weglesen, ohne eine Pause einlegen zu müssen. Außerdem haben die fremdsprachigen Namen und Begriffe einen besonderen Klang, der diesen Aspekt der Geschichte tatkräftig unterstützt und viel zur Atmosphäre beiträgt. Und ich liebe die vielen Anspielungen auf orientalische Märchen. Die Masse an Clan-Namen war ein zwar wenig verwirrend, zum Glück gibt es jedoch Zusammenfassungen in den Innenklappen und ein Glossar. 

Leider konnte mich das Buch ab der Hälfte nicht mehr so richtig packen. Leider konnte ich mich aufgrund momentaner Umstände nicht vollkommen auf die Geschichte, Nahri, Ali und die anderen Charaktere einlassen. Ich mochte sie zwar gerne, doch irgendwann hatte ich nicht mehr das Bedürfnis, von weiterzulesen. Da kann das Buch absolut nicht für, denn ich bin begeistert von dessen Ausarbeitung und der Komplexität. Dementsprechend werde ich die Reihe jedoch erstmal nicht weiterverfolgen. 

Nichtsdestotrotz sind die Welt, das Magie-System und die Charaktere unfassbar gut durchdacht. „Die Stadt aus Messing“ ist eine Empfehlung für alle Fans von epischer High Fantasy in orientalischem Setting.