Rezension

Über Wut und Schwarze Löcher...

Der Junge, der die Welt verschwinden ließ -

Der Junge, der die Welt verschwinden ließ
von Ben Miller

Bewertet mit 4 Sternen

Über Wut und Schwarze Löcher - ein fantasievolles Kinderbuch, das Wut als wichtiges Gefühl stehen lässt, aber zum richtigen Umgang damit rät...

Harrison gibt sich große Mühe, alles richtig zu machen. Er klaut nie, er gibt seiner kleinen Schwester immer etwas ab, und er schummelt nicht bei Brettspielen. Aber Harrison hat eine große Schwäche: seine berüchtigten Wutanfälle! Bei einem Kindergeburtstag bekommt er ein ganz besonderes Geschenk: ein Schwarzes Loch. Dort kann Harrison alles hineinwerfen, was ihn wütend macht: Brokkoli, Leber, Zwiebeln, Hausaufgaben … Aber plötzlich frisst das Schwarze Loch auch Dinge, die er liebt. Und Harrison begreift, dass man aufpassen sollte, was man sich wünscht... (Klappentext)

Harrison ist acht Jahre alt und lebt mit seiner kleinen Schwester und seinen Eltern zusammen in einem Haus. Er geht zur Schule und interessiert sich für den Weltraum. Eigentlich ist Harrison ein liebenswerter Junge, wären da nicht seine berühmt-berüchtigten Wutanfälle. "Alarmstufe rot" nennen das seine Eltern - doch kaum sprechen sie das aus, rastet Harrison so richtig aus.

Die Anlässe für diese Wutanfälle sind ganz verschieden, manchmal platzt Harrison einfach die Hutschnur, weil er etwas so ganz und gar nicht will, manchmal hat er aber auch einfach nur Angst und traut sich nicht, dies zuzugeben. Hector Broom aus seiner Klasse beispielsweise ärgert Harrison ständig, stellt ihn bloß, macht ihn zum Gespött der Klasse oder schnippt ihn hinterrücks mit seinem Gummiband, wenn gerade niemand herschaut.

Und nun hat ausgerechnet dieser Hector Broom die ganze Klasse zu seiner Geburtstagsfeier eingeladen. Kann das gutgehen? Natürlich nicht! Was sich jedoch daraus entspinnt, hat Harrison sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können...

Als Harrison auf besagtem Kindergeburtstag das Schwarze Loch geschenkt bekommt, scheint sich eine Lösung für sein Problem abzuzeichnen. Weshalb nicht einfach alles verschwinden lassen, was einen nervt und wütend macht? Gesagt, getan. Doch dann muss Harrison feststellen, dass dieses Schwarze Loch durchaus auch ein Eigenleben hat, das sich nicht ständig kontrollieren lässt. Doch wie lässt man Dinge und Personen wieder auftauchen, die das Schwarze Loch versehentlich verschluckt hat?!

Den Anfang des Kinderbuchs (Altersempfehlung: ab 8 Jahre) fand ich richtig gut. Man lernt Harrison kennen und weiß recht schnell um sein Problem im Umgang mit seiner Wut. Seine Umwelt reagiert darauf recht hilflos und geht meist in Deckung, bis der Wutanfall vorbei ist. Dabei erscheint der Junge ansonsten liebenswert und lässt sich lange viel gefallen.

Die anfänglichen Experimente mit dem Schwarzen Loch wirken niedlich und durchaus amüsant, doch ab dem ersten versehentlichen Verschlucken erhält dieses Naturphänomen auch eine durchaus bedrohliche Note. Dies verstärkt sich noch im Verlauf, wobei die verschiedenen "Unfälle" die Handlung für mein Empfinden auch etwas in die Länge ziehen. Gegen Ende dann wächst Harrisons Verzweiflung, und die Handlung gerät dementsprechend auch ziemlich chaotisch. Ob alle Kinder das Ende nachvollziehen können? Vielleicht ist es besser, wenn dieses Buch gemeinsam mit einem Erwachsenen gelesen wird, der notfalls einges erklären kann.

Gut fand ich, dass sowohl in der Erzählung selbst als auch im Nachwort des Autors darauf hingewiesen wird, dass Wut ein richtiges, wichtiges und notwendiges Gefühl ist, das nicht einfach unterdrückt werden soll und darf. Wohl aber sollte ein angemessener Umgang damit erlernt und eingeübt werden. Dies finde ich eine bedeutsame Realtivierung.

Alles in allem ein unterhaltsames, fantasievolles Kinderbuch mit einer angemessenen Botschaft. Sehr schön sind dabei auch die hübschen schwarz-weiß gehaltenen Illustrationen von Daniela Jaglenka Terrazzini, die hervorragend den Text unterstreichen.

In meinen Augen ein empfehlenswertes Buch, das von Kind und Eltern gemeinsam gelesen werden sollte.

 

© Parden