Rezension

Überbordendes Lesevergnügen

Mobbing Dick - Tom Zürcher

Mobbing Dick
von Tom Zürcher

Bewertet mit 5 Sternen

Tom Zürcher, eher ein unbekannter der Autoren der diesjährigen Longlist zum Deutschen Buchpreis, hat einen witzigen, teilweise überdrehten Roman geschrieben und er hat dafür einen Erzählton gefunden, der funktioniert. Im Mittelpunkt ein naiver junger Mann namens Dick Meier. Den für einen Schweizer ungewöhnlichen Namen Dick muss er mehrfach im Roman erklären und wählt unterschiedliche Antworten.

Dick bricht sein Studium ab und ist genervt von seinen Eltern, bei denen er noch wohnt. Der kleinbürgerlichen Welt will er entkommen. Also sucht er einen Job und findet erstaunlicherweise einen in einer Bank. Den Berufsalltag in der Bank wird sehr amüsant erzählt, wenn auch absurd. Zwar nicht unrealistisch, aber deutlich überzeichnet.

Es gibt dort einige schräge Figuren und der exzentrische Dick fühlt sich anfangs wohl unter ihnen.

Dick sucht auch nach einer Wohnung und findet unwissend ausgerechnet eine im Rotlichtbezirk.

 

Eigentlich mag ich keine Deppen als Protagonisten in Romanen und Dick ist sicher einer, aber durch die Ironie des Autors wird er zu einer funktionierenden Figur.

Es gibt viel Wortwitz, der teilweise durch die Dialoge entsteht, dann aber auch wieder durch Dicks Gedanken. Manche groteske Szene werden aber auch erschreckend, wenn der paranoide Dick mit der Zeit die Kontrolle verliert und die Situation eskaliert.

 

Wahrscheinlich wird Tom Zürcher auch durch Mobbing Dick ein Außenseiter im Literaturbetrieb bleiben, aber immerhin zeigt das Buch, wie befruchtend es für den Leser sein kann, nicht immer dem Mainstream zu folgen.