Rezension

Überraschend gehaltvoll und vielseitig zu einem Thema, das nie uninteressant wird: Liebesbeziehungen

Eine Prise Glück -

Eine Prise Glück
von Dolores Mey

Bewertet mit 5 Sternen

Liebesromane gleichen einander? Ja, in gewisser Weise schon. Aber das Werk von Dolores Mey offenbar viele interessante Facetten und schaut auf das Thema Beziehungen aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln: Clever geschrieben und 8interessant, dabei sehr unterhaltsam!

MEHR ALS EIN (1) LIEBESROMAN ...

INHALT

Lena will mit zwei älteren Freundinnen ein Restaurant eröffnen - aber ihr fehlt noch ein Koch im Mitarbeiterstab. Der fällt ihr quasi beim Autofahren vor die Füße - oder besser gesagt: die Reifen.

Max - mit einem Stern ausgezeichneter Jungkoch mit besten Aussichten auf eine "kulinarische" Karriere - verschweigt Lena, um sie zu schützen, dass er sich zum Zeitpunkt ihrer ersten Begegnung auf der Flucht vor dem langen Arm der Mafia befindet. Die beiden kommen sich näher, obwohl Lena als gebranntes Kind das Feuer einer neuen Beziehung scheut und Max nichts weniger in seiner ohnehin komplizierten Lage braucht als Gefühlswirren. Doch wie soll man sich Amors Pfeil entziehen...? Der trifft beide ebenso herzig wie unbarmherzig - doch eine Beziehung einzugehen, wenn man wichtige Details aus dem eigenen Leben verschweigt, ist gefährlich!

SO WIRKT DER ROMAN AUF MICH

Ich habe mich beim Lesen großartig unterhalten bzw. unterhalten lassen. Ausgesprochen ungezwungen und deshalb angenehm zu lesen entwickelt die Autorin ihre Story.

Die Leichtigkeit, mit der sie erzählt, lässt einen beim Lesen fast versäumen, wie differenziert ihr Plot aufgebaut ist: Der Haupthandlungsstrang entwickelt sich nach dem für eine Lovestory vertrauten Schema: Sie trifft ihn / er trifft sie >>> man ist einander sympathisch, bewegt sich daher aufeinander zu >>> es kommt zu einer gewaltigen Krise, an der die Beziehung zu zerbrechen droht, aber dann...

Nein, ich werde doch hier keinen Spoiler platzieren!?!

✐ ✎✐ ✎✐ ✎

Die Überschrift meiner Rezension meine ich wörtlich: Dieser Roman erzählt tatsächlich mehr als eine Liebesgeschichte. Verwoben mit der Handlung im Zentrum des Werks sind gleich mehrere unter- bzw. nebengeordnete Beziehungsgeschichten:

Die Lovestory von Lena und Max ist frisch & neu und entwickelt sich entsprechend.
Es gibt eine unglückliche Liebesgeschichte: Der Weinhändler, der Lenas Restaurant beliefert, himmelt sie an, ignoriert jedoch leider dabei völlig, dass sie ausschließlich ablehnende Signale sendet. Das führt am Ende zu einem Fiasko, was sein Gefühlsleben angeht, denn er muss eine eiskalte Abfuhr hinnehmen, nachdem er sanftere "Hinweise" nicht wahrzunehmen in der Lage war. So kann es eben gehen, wenn jemand ausschließlich sich und seine eigenen Gefühle ins Zentrum der persönlichen Wahrnehmung stellt. So kann keine Beziehung entstehen.
Die beiden jungen Hilfskräfte in Lenas Restaurant finden ganz zwanglos zueinander - ohne Drama gibt´s nix zu erzählen und deshalb nimmt diese Lovestory auch nicht viel Raum im Buch ein. Aber sie existiert.
Lenas Vater hat mit ihrer inzwischen verstorbenen Mutter eine ausgesprochen ungewöhnliche Beziehung geführt, die für die gemeinsame Tochter ziemlich belastend war, da sie zeitweise auf große Distanz gelebt wurde. Die neue Liebe des Vaters und sein Weg aus dem Stand des Witwers in eine "zweite Zweisamkeit" wird ebenfalls im Roman thematisiert.
Ein weiteres interessantes Motiv rundet die Eindrücke ab, die beim Leser angesichts der verschiedenen Blickwinkel entstehen, unter denen das vielgestaltige Thema "Liebe & Beziehung" betrachtet wird:  Die Freundin von Lenas verstorbener Mutter und jetzige Geschäftspartnerin von Lena wurde von ihrem Mann verlassen, weil der sich von einer jungen Kollegin auf amouröse Abwege locken ließ. Wie hier der Fremdgänger und die Verlassene fühlen bzw. mit einander umgehen angesichts der Tatsache, dass sie auch nach dem Seitensprung noch Gefühle für einander hegen, liest sich spannend.

...UND DIE RECHERCHE?

Scheint zu stimmen. Alles rund um die Abläufe in einer Restaurantküche wirkt auf mich in der Darstellung plausibel erzählt.

Sogar da, wo der Roman sich mit dem Thema "Mafia" auseinandersetzt, hat die Autorin Hausaufgaben gemacht. 

FAZIT

Also:  Gute Unterhaltung, guter Erzählstil, saubere handwerkliche Arbeit, gelungene Story, die sich erfrischend leicht lesen lässt, ohne jedoch simpel zu sein.

Insgesamt:  Daher gerne ✪✪✪✪✪.