Rezension

Überzeugender zweiter Teil der Inspector McLean-Reihe

Asche zu Asche, Blut zu Blut - James Oswald

Asche zu Asche, Blut zu Blut
von James Oswald

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt
McLean kann es nicht glauben, dass es wirklich der Christmas Killer sein soll, der erneut viele Frauen tötet und schließlich in Gewässer ablegt. Der DI hatte vor zwölf Jahren das Glück diesen Killer hinter Gittern zu bringen, also wie soll es möglich sein, dass er erneut mordet?
Zusätzlich zu diesem schwierigen Fall geht es darum, verschiedene Brände aufzuklären. War es Brandstiftung? Ein technischer Defekt? McLean geht auch dieser Sache auf den Grund.

Meine Meinung
Nachdem ich vom ersten Band der Reihe so maßlos begeistert war, musste natürlich auch Asche zu Asche, Blut zu Blut bei mir einziehen. Es geht auch schon sehr gut los. James Oswald warf mich mitten ins Geschehen und ich begab mich auf Verbrecherjagd. Ich wurde zu McLeans Schatten und überlegte selbst, welche Schritte er wohl am besten als nächstes gehen sollte. Der Autor wollte es uns beiden allerdings ganz und gar nicht leicht machen. So legte er uns mal hier einen Stein in den Weg und dort floss ein Bach, über den jedoch keine Brücke hinüber führte. Ich habe mich sehr oft geärgert, dass mich James Oswald stets auf eine falsche Fährte führte, was für die Spannung allerdings enorm wichtig gewesen ist, denn so flachte sie auf keiner Seite ab und trieb stets auf demselben Level.
Ich habe mich sehr gefreut, McLean wieder zu treffen. Diese Figur mag ich wirklich sehr. Er ist so anders, als andere Ermittler, die ich bisher kennen lernen durfte. Will ihm irgendjemand Steine in den Weg legen, schreitet er einfach drüber hinweg, als hätte es sie nie gegeben. Er setzt sich durch, will mit dem Kopf durch die Wand und redet nicht viel: Er ist ein Macher, aber zugleich auch ein Denker. Dabei ist McLean meist überhaupt nicht bewusst, wie er sich und andere mit seinem Verhalten manchmal sehr heftig in die Bredouille führt.

»Jetzt war er wütend, und damit umzugehen war wesentlich einfacher. "Sie sind ohne jegliche Unterstützung zu MacDougal gegangen, richtig?" "Ich hatte Constable MacBride dabei." "Brillante Idee. Warum nicht das Leben eines weiteren Nachwuchspolizisten aufs Spiel setzen. Kein Wunder, dass wir kein verdammtes Personal haben, wenn Sie ständig probieren, die Neuen um die Ecke zu bringen."«
Zitat aus: "Asche zu Asche, Blut zu Blut"

Gerade diese Szenen lockern die düstere Stimmung, die das gesamte Buch über herrscht, ein wenig auf und bringen einen Sonnenstrahl ins Dunkel. Ich habe es sehr genossen, mir auch mal einen Lacher bei dieser doch ziemlich heftigen Lektüre leisten zu können.
James Oswald beschreibt die Opfer haargenau und bis ins kleinste Detail. Mir hätte sich an einigen Stellen fast der Magen umgedreht, weil er es schafft, mir die ganze Geschichte wie ein Film vor Augen zu führen. So habe ich jedes Detail gesehen und mich andauernd gefragt, wie krank der Killer eigentlich sein muss...
Asche zu Asche, Blut zu Blut wird auktorial erzählt. Es wechselt zwar ab und an die Sichtweise, aber der auktoriale Erzähler bleibt uns das ganze Buch über erhalten. Zudem bekommen wir auch noch einen Einblick in McLeans Vergangenheit und erfahren, was sich damals mit dem Christmas Killer zugetragen hat. Diese Rückblicke geschehen fließend und haben mich deshalb auch keinesfalls beim Lesen irgendwie unterbrochen.
Im Grunde genommen versucht der Protagonist sogar zwei Fälle zu lösen: Einmal die Morde an den Frauen und einmal scheint ein Brandstifter sein Unwesen zu treiben. Was es mit den beiden Fällen auf sich hat und ob das Team rund um den DI sie aufklären kann, bleibt bis zur Aufklärung absolut im Dunkeln. Ich wusste zu keiner Zeit, wie sich die Geschichte wohl auflösen würde und habe die Erkenntnis erst gewonnen, als auch McLean Bescheid wusste.
Das Einzige, was mir an diesem Thriller eher negativ auffiel ist, dass James Oswald ab und zu mal das Tempo raus genommen hat. Die Fälle hat Fälle sein lassen und sich mehr mit dem Privatleben des Protagonisten auseinander gesetzt hat. Diese "Bremsklötze" waren mir allerdings ein paar zu viel.
Ansonsten gibt es rein gar nichts, was ich zu bemängeln habe, außer vielleicht, dass eine Frage offen geblieben ist und es mir jetzt noch schwerer fällt, mich bis zum nächsten Band gedulden zu müssen.

Fazit:
Auch im zweiten Band der Inspector McLean-Reihe spielt James Oswald mit dem Leser und führt ihn total in die Irre. Mir ging erst ein Licht auf, als der Protagonist diese Idee hatte, was mir natürlich sehr gut gefallen hat.
Leider fehlte mir jedoch das Tempo, welches im ersten Band ohne Unterbrechung vorhanden war. 

Die Reihe:
1. Das Mädchenopfer
2. Asche zu Asche, Blut zu Blut
3. Der dunkle Ort der Seele (17.08.2015)
4. Dead Men´s bones
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