Rezension

Überzeugendes Krimi-Debüt

Das Regenmädchen - Gabi Kreslehner

Das Regenmädchen
von Gabi Kreslehner

Bewertet mit 4 Sternen

Jens Bohrmann befindet sich auf dem Rückweg von einem Wochenende mit seiner Geliebten. Er nutzt die A9 um zu seiner Ehefrau und den Kindern zu fahren. Plötzlich taucht vor seinem Wagen eine junge Frau auf. Bevor Bohrmann reagieren kann kommt es zum Aufprall. Die junge Frau stirbt noch an der Unfallstelle.

Die Kommissare Franza Oberwieser und Felix Herz werden an den Unfallort gerufen und mit den Ermittlungen betraut. Sie treffen dort auf den Unglücksfahrer, der mit der Situation völlig überfordert ist, da es für ihn nicht die geringste Chance gab, dem Mädchen auszuweichen. Auf einem Rastplatz in der Nähe findet die Polizei Blutspuren des Opfers. Die junge Frau muss also bereits vor dem tödlichen Aufprall verletzt gewesen sein. Ein gewöhnlicher Unfall kommt den Ermittlern deshalb unwahrscheinlich vor. Sie gehen von einem Mord aus. Doch wer könnte das Mädchen auf die Autobahn und damit in den Tod getrieben haben?

Meine Meinung

Das Buch ist in einzelne, manchmal recht kurze, Kapitel unterteilt. Das Geschehen wird aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Dabei stehen in der Gegenwart die aktuellen Ermittlungen im Vordergrund. Man lernt allerdings auch die ermittelnden Beamten und ihre privaten Hintergründe kennen. In kursiver Schrift gibt es Rückblicke in die Vergangenheit. Hier erfährt man etwas aus dem Leben von Marie, der getöteten jungen Frau. Durch die Rückblenden zieht man eigene Schlüsse, wird dabei allerdings oft auf falsche Fährten geführt. Denn zunächst ist nicht klar aus wessen Sicht die beschriebenen Szenen betrachtet werden und wie sie in die aktuellen Ermittlungen einzuordnen sind.  Dadurch bleibt die Handlung durchgehend interessant. Die kurzen Kapitel verleiten zusätzlich zum Weiterlesen, sodass es schwer fällt das Buch aus der Hand zu legen.

Der Schreibstil ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Doch schon nach wenigen Seiten fällt es leicht, sich auf den anspruchsvolleren und stellenweise sogar melancholisch wirkenden Erzählstil einzulassen. Fast schon poetisch schildert Gabi Kreslehner einzelne Abschnitte. Es gibt allerdings auch starke Kontraste in diesem Stil. Denn in einigen Passagen verwenden die Protagonisten eine derbe und vulgäre Ausdrucksweise. Aufgrund der Beschreibungen der Autorin kann man sich  die Handlungsorte sehr gut vorstellen und die dort herrschende Stimmung spüren.

Die Protagonisten dieser Kriminalhandlung sind facettenreich. Kommissarin Franza Oberwieser ist beruflich ziemlich ausgebrannt und verfügt über ein ziemlich bewegendes Privatleben. Das Verhältnis zu ihrem Sohn Ben ist nicht ganz einfach und ihre Ehe kurz vor dem Ende. Franza hat ein Verhältnis mit einem Schauspieler und meint, dass nur sie davon wüsste. Diese Hauptprotagonistin hat einige Ecken und Kanten und deshalb fällt es anfangs nicht ganz leicht, sie sympathisch zu finden. Auch Kollege Felix Herz ist mit seinem Privatleben momentan nicht so ganz zufrieden. Ohne überhaupt mit ihm darüber zu sprechen, hat seine Ehefrau beschlossen, dass es Zeit wäre ein viertes gemeinsames Kind zu bekommen. Über das Opfer Marie erfährt man im Verlauf der Ermittlungen immer mehr. Dabei stellt sich heraus, dass die junge Frau kein leichtes Leben hatte und kurz vor ihrem Tod gerade auf dem Weg war, ihr Leben doch noch in den Griff zu bekommen. Die Protagonisten wirken real und lebendig. Sie sind keine Helden, sondern haben Fehler und Schwächen. Dennoch wirkte das turbulente Privatleben der Kommissarin und die Lebensgeschichte der Getöteten stellenweise etwas überzogen und damit unglaubwürdig.

Der aufmerksame Leser kann den Täter wahrscheinlich schon vor der eigentlichen Auflösung erahnen. Da das Motiv allerdings zunächst nicht klar ist, bleibt die Handlung dennoch interessant.

Mein Fazit

Das Krimi-Debüt von Gabi Kreslehner konnte mich durch einen außergewöhnlichen Erzählstil überzeugen. Obwohl ich zunächst Schwierigkeiten hatte, mit der Kommissarin Franza Oberwieser warm zu werden, würde ich gerne weitere Fälle des Ermittlerteams verfolgen und nebenbei erfahren, wie sich das recht turbulente Privatleben der Hauptprotagonisten weiterentwickelt.  Ich bewerte das Buch mit vier von fünf möglichen Bewertungssternen. Einen ziehe ich ab, da die Handlung stellenweise etwas klischeehaft und konstruiert wirkte.