Rezension

Umweg nach Hause

Umweg nach Hause - Jonathan Evison

Umweg nach Hause
von Jonathan Evison

Bewertet mit 4 Sternen

Ben ist ein Loser. Er verliert seine Familie, seinen Job und weiß keinen Ausweg. Da bietet sich die Gelegenheit den MS-kranken Trev zu pflegen. Ben versteht sich gut mit ihm und der Job macht ihm auch Spaß. Wenn da nicht das Leben drum herum wäre. Als Trev beschließt, dass er mit Ben seinen Vater besuchen will, gehen die beiden auf große Fahrt. Doch die verläuft ganz anders als erwartet. Unterwegs sammeln sie noch diverse Mitfahrer ein, die Leben ins Auto bringen.

Nach „Ziemlich beste Freunde“ wieder ein Roman mit Pfleger und Krankem. Der Autor ist recht mutig, muss er sich doch mit dem Thema an Philippe Pozzo di Borgo messen lassen. Und dieser hat ja ordentlich vorgelegt. Auch Evison gelingt ein zauberhaftes Buch, das doch ganz andere Wege geht. Denn Evison legt nicht die Pflege und die Krankheit in den Vordergrund, sondern die Probleme Benjamin Benjamins (kein Witz, der Kerl heißt wirklich so). Und die nerven manchmal schon ein wenig. Der Verlust seiner Kinder wird immer nur angedeutet und erst spät aufgeklärt, welches Unglück tatsächlich geschehen ist. Die Flucht vor dem Boten mit den Scheidungsunterlagen waren mir mit der Zeit zu viel. Insgeheim hatte ich wohl doch ein Buch im Sinne der Freunde erwartet und wurde in dieser Hinsicht ein wenig enttäuscht. Auch die Charaktere blieben etwas blass. Dot, das Mädchen, das daheim ausgerissen ist und komischerweise immer dort auftaucht wo auch Ben und Trev sind, Peaches mit ihrem komischen Freund, die dann auch noch unterwegs ein Kind bekommt – durchwegs erheiternde Charaktere, aber eben sehr oberflächlich beschrieben.

Dennoch fand ich das Buch jetzt nicht übel. Ich habe es gerne gelesen, entwickelt es doch seinen ganz eigenen Sog, wenn auch auf ganz andere Weise als vermutet.
Kleiner Tipp: geht unbedarft an das Buch heran und nicht mit der Erwartung, die ich hatte, dann findet sich ein sehr netter unterhaltsamer Roman abseits des Mainstreams.