Rezension

Und dann die Pest ...

Paracelsus - Die Fragen der Toten -

Paracelsus - Die Fragen der Toten
von Eva-Isabel Schmid

Bewertet mit 4.5 Sternen

Theophrastus von Hohenheim, Spitzname Paracelsus, hat es endlich geschafft: Er hat in Ferrara seinen Abschluss erhalten und darf sich Arzt beider Arzneien nennen. Zusammen mit seinem Schüler Simon praktiziert er - und sucht weiter nach der unsterblichen Seele der Menschen. Doch der geheime Zauberorden ist ihm auf den Fersen und so beginnt eine Wanderschaft quer durch Europa.
Sein Freund Caspar ist in Basel inzwischen zum Stadtarzt aufgestiegen und sehr angesehen. Doch dann bricht die Pest in Basel aus und die Einwohner suchen bald Schuldigen. Und auch Paracelsus wagt sich zurück in die Stadt...

"Paracelsus - Die Fragen der Toten" ist der zweite Band um den berühmten Arzt Paracelsus, und ich empfehle dringend, den ersten Teil "Auf der Suche nach der unsterblichen Seele" zunächst zu lesen, da die Handlung sich nahtlos anschließt. Für mich ist dieser zweite Band auch noch stärker als der erste!

Eva-Isabel Schmid erzählt die Geschichte diesmal abwechselnd in zwei Strängen, und zwar Paracelsus Wanderschaft und Caspars Leben in Basel; dabei gelingt es ihr mühelos, ihre Leser eintauchen zu lassen in die Welt des Mittelalters und der Menschen. Der Schreibstil ist fesselnd und vor meinem Auge entstanden viele Bilder und ich tauchte tief ein in die Welt der frühen Ärzte und Pfuscher, Krankheiten und Möglichkeiten. Natürlich kam auch Spannung auf und das Ende war noch einmal ein richtiger Hammer.

Für mich großartig veranschaulicht die Autorin den Ausbruch der Pest in Basel und wie die hilflosen Bewohner auf diese Krankheit, gegen die noch kein Mittel gefunden war, reagieren: Aberglaube und schließlich die Suche nach Schuldigen werden deutlich; und schon seinerzeit waren "die Juden" die Sündenböcke für etwas, das man (noch) nicht logisch erklären konnte. Ergreifend, wie selbst Gelehrte und hochgestellte Personen lange an das Gute im Menschen und die Intelligenz glauben, bis die Meute sie opfern will. In diesem Sinne, wie Göttisheim Basel trotz aller Gewaltandrohungen nicht verlassen will, weil er immer noch nicht glauben kann, dass es auch ihm an den Kragen gehen wird.

Auch die medizinischen Parts habe ich mit großem Interesse verfolgt - gerne hätte ich noch mehr und genauer darüber erfahren!

Die Figuren und ihr Handeln werden schlüssig dargestellt und gerade die Motive der Einzelnen sind spannend zu lesen und nachvollziehbar (auch, wenn man sie nicht gutheißen kann!). Ein wahrer Genuss, der auch durchaus zum Nachdenken anregt; Parallelen zur Gegenwart lassen sich gewiss an etlichen Stellen ziehen....
Paracelsus selbst war sicher ein Mensch mit vielen Ecken und Kanten; und so wird er auch nicht als ein Übermensch dargestellt; jedoch ist sein großes Bemühen um den Menschen immer zu erkennen. Er hat mit seinen Ansichten wirklich die Medizin revolutioniert.

Da die Autorin darauf hinweist, dass der Roman selbst reine Fiktion ist, hätte ich mich allerdings sehr über einen Anhang gefreut, in dem die fiktive Handlung zur wahren Geschichte abgegrenzt wird und eine Zeittafel.

Dennoch hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich vergebe 4,5 Sterne!