Rezension

Unerwartet brutal

Für immer tot - Bernhard Aichner

Für immer tot
von Bernhard Aichner

Bewertet mit 4 Sternen

Um sie herum ist alles dunkel, ein Handy ist ihre einzige Verbindung zur Außenwelt, zur Polizei und zu ihrem Stiefsohn, dem Totengräber Max Broll. Ihre letzte Erinnerung: Ein Mann ist in ihre Wohnung eingedrungen, hat sie überwältigt, in eine Kiste gepfercht und irgendwo im Wald vergraben. Und sie erinnert sich auch, wer der Mann war: Leopold Wagner, der "Kindermacher". Das Problem ist nur: Wagner kann es nicht gewesen sein, denn der sitzt seit achtzehn Jahren hintern Gittern.

Der Krimi ist in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich. Das fängt schon beim Ermittler an - der ist kein gescheiterter Kommissar mit Problemen im Leben, wie es im Moment im Trend liegt, sondern ganz banal ein Totengräber. Mit seinem besten Freund - einem pensionierten Starfußballer - chillt Max Broll am Liebsten auf der Verandah, wenn er nicht gerade Gräber gräbt oder mit seiner Freundin Hanni in der Sauna im Friedhofsgärtchen sitzt.
Im Prinzip also ein mit dem Leben völlig zufriedener, rundum glücklicher Mensch, bis ein Verbrechen sein ganzes Leben in Scherben haut...
Es folgt die Schreibweise. Es gibt bei Dialogen keine Marker, wer wann spricht (für mich war das dennoch gut aus dem Kontext erkennbar) und erzählt wurde meist in wie-Sätzen: "Wie er ging, wie er sprach, wie er die Tür öffnete und verschwand" (gerade eben erfunden, im Stile des Buches). Das macht das Lesen sehr temporeich und gerade in emotionaleren Teilen des Buches zerrt das ziemlich an Nerven und Tränendrüsen...
Und obwohl der Krimi auf recht leisen und bizarren Sohlen losläuft, wird er schleichend immer brutaler, immer härter und immer schwerer zu verkraften. Ein Krimi also, bei dem es nicht darum, geht, den Täter zu finden - denn der steht von Anfang an fest - sondern in dem es darum geht, die Spirale der Gewalt aufzuhalten, ehe sie alles vernichtet.