Rezension

Unerwartete Irritation

Wenn der Frost dein Herz berührt -

Wenn der Frost dein Herz berührt
von Brittainy C. Cherry

Bewertet mit 3 Sternen

Bei Brittainy C. Cherry bin ich es langsam gewöhnt, dass ihre Reihen manches Mal leicht zusammenhängend sind, aber manchmal auch so gar nicht und das ist auch völlig okay, wenn ich es ehrlicherweise aber schon zu schätzen weiß, wenn sich bei Reihen schöne Verbindungen ergeben. Manches Mal tue ich mich sogar schwer, bei Cherry zu erkennen, warum diese Geschichte von ihr eine Reihe bilden sollen. Das ist bei „Wenn der Frost dein Herz berührt“ nun auch der Fall. Es ist der zweite und auch schon wieder letzte Band der „Coldest Winter“-Reihe und hat mit dem ersten Band keine deutlich sichtbaren Verbindungen, außer vielleicht dass beide Frauen betrogen wurden und davon aus eine neue Liebesgeschichte ausgeht. Aber letztlich ist die Verbindung auch egal, denn ich will ohnehin jedes Buch für sich bewerten.

Da fängt „Wenn der Frost dein Herz berührt“ tatsächlich mit einem Ausrufezeichen an, denn gleich am Anfang ist eine sehr explizite Szene gesetzt, die auch ganz schön lange andauert. Im Grunde fand ich die Szene auch ganz charmant, aber sie gehört zu dem nachfolgenden Inhalt dazu und wenn ich diese beiden Aspekte in einen Zusammenhang bringen möchte, dann wird es schon schwierig. Ich hatte stellenweise tatsächlich das Gefühl, dass ich zwei verschiedene Bücher lese. Der anfangs unbekannte Mann wird uns als echter ‚Mann‘ vorgestellt, ein echter Hengst, wenn man so will. Und dann stellt die nächste Begegnung alles auf den Kopf und wir erfahren, dass der Hengst heißt Milo und ist noch Schüler, wenn auch immerhin volljährig. Ich war dennoch etwas entsetzt, denn auch wenn es ohne Frage auch 19-Jährige gibt, die schon sehr reif aussehen und auch agieren, so gibt es dennoch eigentlich ein Gespür dafür und da habe ich die Beschreibung aus der Nacht nicht nachvollziehen kann. Es war wirklich lange irritierend, zumal ich in Milo dann auch überhaupt nicht mehr den Mann aus der Szene wiedererkennen konnte.

Mir hat die Wandlung von Milo eigentlich gefallen, weil er trauernd, durchaus sehr sensibel und respektvoll gut bei mir ankam. Aber in der Gesamtsicht, wie er am Anfang rüberkam und dann auf einmal, ich habe das nicht überein bekommen. Cherry hätte sich da wirklich viel erspart, wenn sie diese Anfangsszene etwas angepasst hätte. Zumal man auch nicht argumentieren kann, dass Milo sich von Szene 1 zu Szene 2 so schnell wandeln kann, denn auch bei seinem zweiten Auftritt ist er noch grob, aber man merkt dennoch einen jungen, verletzlichen Mann, der seine Mutter zu früh verloren hat. Normalerweise haben Cherrys Bücher vorab auch nicht so ausführliche Klappentexte, weswegen ich sie schon gar nicht mehr lese. Hier hätte ich es tun können, denn es wird ‚vorgewarnt‘ und vielleicht hätte ich die erste Szene dann gleich anders eingeordnet.

Aber wenn ich diesen Widerspruch weitestgehend ausblende, dann ist es ein sehr typischer Roman für Cherry. Das Alter ist eher ungewöhnlich, weil sie sich sonst reifere Figuren vornimmt, aber dann wäre die ganze Geschichte nicht aufgegangen. Dennoch ist im Kern diese Tiefsinnigkeit, das Spiel mit Sprache wieder gut rübergekommen. Starlet ist auch eine sympathische Figur, der ich nicht wirklich vorwerfen kann, sich als 21-jährige Studentin in einen Schüler im letzten Jahr verliebt, das habe ich in der Schule selbst bei anderen erlebt. Dennoch würde ich insgesamt sagen, dass es neben dem Anfang und der ganzen Charakterisierung von Milo auch nicht das beste Werk war. Seine Erkrankung war sicherlich auch ein positiver Aspekt, weil ich das Thema so auch noch nirgendwo hatte und dennoch ist es keine Geschichte, die tiefen Eindruck bei mir hinterlassen hat. Cherry muss inzwischen wirklich härter bei mir für den Wow-Faktor arbeiten, das merke ich immer wieder.

Fazit: „Wenn der Frost dein Herz berührt“ lässt sich als Cherry-Fan natürlich gut wie immer weglesen, aber dennoch habe ich kein Highlight dargeboten bekommen. Den Milo aus der Anfangsszene mit dem späteren zusammenbringen, hat mich ehrlich gesagt die gesamte Lesezeit beschäftigt. Neben dieser Irritation kam dann leider auch nichts rüber, was mich nachhaltig bewegt hat. Gute Lektüre, aber für diese spezielle Autorin nicht der große Wurf.