Rezension

Unrealistische Handlung

Wir -

Wir
von Zoran Drvenkar

Bewertet mit 1 Sternen

Ungefähr vor zwei Jahren las ich von Zoran Drvenkar das wundervolle Buch „Licht und Schatten“, eine fantastische Geschichte voller kreativer Ideen. Das war einer der Gründe, warum ich das neue Jugendbuch von ihm lesen wollte.

Meine Enttäuschung ist sehr groß. Nach ca. 100 Seiten wollte ich abbrechen, weil mich die fünf „süßen Schlampen" nur nervten. Fünf Mädchen: Das sind Stinke, Rute, Nessi, Schnappi und Taja, die gerade ihren Realschulabschluß in der Tasche haben und „Vorbei“ auf ihre Handgelenke tätowieren ließen.

Was ich am meisten vermisste, war der realistische Bezug zum wahren Leben von Jugendlichen in der Altersklasse, zum wahren Leben überhaupt. Es sind junge Mädchen im noch pubertären Alter von 16 Jahren, die sich benehmen und so tun, als wären sie mindestens doppelt so alt. Gleich zu Beginn des Buches werden die sexuellen Praktiken von Rute und ihr Verhalten zu einem Jungen als sehr verstörend geschildert. Sie kommt mir vor wie eine gelangweilte Professionelle, Blick zur Decke, Blick auf die Uhr, während er an ihr rummacht! Es waren vor allem die sehr jungen weiblichen Charaktere, die mir das Lesen nicht einfach machten.

Ihr Slogan lautet: „Wir sind unantastbar, unsterblich, unzertrennlich und niemand kann uns was" (auf dem hinteren Buchumschlag) . Das bringen sie auch so zum Ausdruck. Sie pflegen zeitweise einen rotzigen Umgangston, nehmen Drogen, sie saufen, verkehren in Bars, vögeln rum – eine von ihnen ist bereits schwanger und weiß nicht von wem.

Stellenweise werden Erkenntnisse eingestreut, die auf mich wie Kalendersprüche wirken und altklug aus dem Mund von 16jährigen:

S. 9 von Stinke: „Wahre Liebe funktioniert nicht, wenn du dich selbst nicht liebst.“

S. 106 von Schnappi: „Wir sind viel zu alt, um jung zu sein.“

Nachdem ich das Buch mit viel Unwillen endlich fertig gelesen habe, weiß ich nicht, was für eine Botschaft hier übermittelt werden soll. Freundschaft, Jugendliebe, Zusammenhalt anhand von Themen wie Drogengenuss, Mädchenhandel, Prostitution, Brutalität, Gewalt? Berlin scheint ein einziger riesiger Abgrund zu sein, will man diesem „Thriller" glauben schenken.

Keine Empfehlung, vor allem nicht für Jugendliche!