Rezension

Unterhaltsame Space Opera mit Schwächen

Dignity Rising 1: Gefesselte Seelen - Hedy Loewe

Dignity Rising 1: Gefesselte Seelen
von Hedy Loewe

Ursprünglich veröffentlicht auf Books on Fire
https://www.booksonfire.de/2018/08/rezi-dignity-rising-01.html

Zitat
"Intelligente Köpfe mit altruistischer Grundhaltung kämpfen bis zur Selbstaufgabe für gerechtere und menschlichere Systeme. Sind diese mit viel Blut und Schweiß installiert, geht es ein paar Generationen gut. Dann wachsen die Generationen nach, die nichts zum Wohlstand beigetragen haben, und werden gierig. Ihr Anspruch an Macht und Besitz steigt, ohne dass ihre eigene Lebensleistung sie dazu berechtigt. Da sie auch intelligente Köpfe hevorbringen und einen hohen Bildungstatus haben, finden sie einfachere Wege der Machterhaltung. Nicht etwa durch Leistungsbelohnung und Arbeit, sondern durch Gewalt Diebstahl und Erpressung. Sie unterstützen ihre Seilschaften und leben so lange gut damit, bis die Bestohlenen und Erpressten zu viele werden und sich dort wieder außergewöhnliche Köpfe mit altruistischer Grundhaltung zeigen, die ihre Leben opfern würden für die gute Sache." - Kapitel 11.

Meine Meinung
Ich bin inzwischen etwas skeptisch geworden, wenn es um die Bücher aus den beiden Carlsen Imprints Im.press und Dark Diamonds geht. Ich gehöre definitiv nicht mehr zur Zielgruppe von Im.press, aber auch Dark Diamonds konnte mich bisher eher wenig begeistern. Zumeist wirkten die Geschichten auf mich, wie die von Impress, nur dass die Protagonisten etwas älter waren. "Gefesselte Seelen" jedoch konnte mich überraschen, auch wenn ich ein wenig was zu kritisieren habe.

Zuerst einmal sind die Protagonisten hier wesentlich älter als sonst, weshalb sie auch schon einiges in ihren Leben durchgemacht haben und auch ihre Beziehungen zueinander anders sind. Vordergründig, wie der Klappentext auch schon andeutet, geht es in der Geschichte um Shay und Jon. Doch während die zwei zwar der Anstoß der Geschichte sind, entwickelt sich "Gefesselte Seelen" schnell zu einem Ensemble-Buch.

Während sich die Geschichte anfangs vor allem auf Jons und Shays Sicht beschränkt, kommen schnell neue Perspektiven hinzu. Manche sind sinnvoll, andere nett und wieder anderen hätte ich persönlich gestrichen, da sie für mich wenig zur Geschichte beitrugen, sondern eher als Ablagestelle für Informationen benutzt wurden. Dies ist eigentlich schon mein größer Kritikpunkt am Buch. Infodumping passiert vor allem in den ersten zwei Dritteln des Buches sehr häufig. Hier hätte ich mir öfters mehr organische Einbindungen gewünscht und einige Sachen sogar noch länger im Dunkeln gelassen. Ich muss als Leser nicht alles über die Systeme oder die Personen wissen, sondern es reicht, wenn ich es erfahre, wenn es mal relevant wird.

Dennoch empfand ich es interessant, dass Andeutungen gemacht wurden, dass die Galaxie nicht eine einheitliche Kultur pflegt, sondern es verschiedene gibt. Hier würde mich vor allem Hawks Hintergrundgeschichte noch mehr interessieren, welche bereits angeteasert wurde. So ähnlich wie hier, hätte ich mir den Informationseinfluss öfter gewünscht.

Apropos Hawk, neben Doctor Michelson, ist er für mich der problematischste Charakter. Erst mit der Zeit wird er mir sympathischer, aber ich habe immer noch ein Problem mit seinem Verständnis von einer Beziehung zu einer Frau. Oftmals verwendet er Vokabular, welches äußerst besitzergreifend ist. Ich hoffe, dass da in den nächsten Bänden noch etwas gegengesteuert wird. Weil das Buch aber erst ab 16 empfohlen wird, ist es für mich in Ordnung, dass auch solche Charaktere ihren Platz haben. Die Welt ist schließlich kein Ponyhof.

Das größte Interesse konnten bei mir allerdings mal wieder die Antagonisten wecken. Vor allem das weibliche Ratsmitglied. Ich würde gerne noch weitaus mehr über sie und ihre Agenda erfahren. Die ist bisher leider noch sehr vage geblieben, was mich aber gerade neugierig auf die weiteren Teile macht.

Prüde sollte man übrigens auch nicht sein. Neben der ein oder anderen Anspielung, geht es besonders im letzten Drittel des Buches doch öfter mal ins Detail. Ich bin eigentlich kein großer Fan solcher Szenen, vor allem wenn sie nur wenig zur Handlung beitragen, aber hier war es für mich noch in einem angemessenen Rahmen. Auch sonst wird es gerne mal etwas schmalzig, weshalb ich die Reihe als Space Opera einordnen würde.

Trotz seiner Schwachstellen war "Gefesselte Seelen" für mich ein angenehmes Leseerlebnis. Hedy Loewe besitzt einen angenehmen Schreibstil. Durch den häufigen Perspektivwechsel wirkt die Geschichte weniger wie ein Buch sondern eher wie eine Serie, was ich zur Abwechslung sogar ganz spannend fand.

Fazit
"Gefesselte Seelen" ist eine unterhaltsame Space Opera mit der ein oder anderen Schwachstelle. Dennoch würde mich schon interessieren, wie es mit vielen der Charakteren weitergeht.