Rezension

Unterhaltsamer Regionalkrimi mit Drama- und Thrillerelementen

Totgehoppelt
von Mauritz von Neuhaus

Bewertet mit 4 Sternen

Während einer Festivität eines örtlichen Vereins verschwindet der Bürgermeister von Büren. Die Ermittler Rose und Kantstein der Paderborner Polizei übernehmen den Fall... Soweit ist es noch ein klassischer Regionalkrimi, bei dem man neben der Krimihandlung die Gegend, die Bewohner und ihre Eigenheiten kennenlernt. Auch die Beziehung der beiden Ermittler zueinander und zu dem schwierigen Polizeichef wird dabei miterzählt. Daneben gibt es auch deutliche Thrillerelemente im Zusammenhang mit dem Schicksal des Bürgermeisters, welches nichts für schwache Nerven ist, da es sehr detailliert Misshandlungen und Folter beschreibt. Ungewöhnlich für einen Regionalkrimi ist auch der zweite Erzählstrang, in dem eine Ich-Erzählerin den Lesern von ihrer tragischen, von Gewalt und Misshandlung geprägten Lebensgeschichte erzählt. Recht früh erkennt man, was das bezwecken soll. 

Diese Mischung aus Regionalkrimi, Drama und Thriller hat man nicht so häufig und daher fand ich sie sehr interessant und überwiegend gut gelungen.

Lediglich ein kleines Manko für mich, wofür ich einen Stern abziehe: Mit den Figuren an sich bin ich nicht so richtig warm geworden, vor allem nicht mit der Darstellung des Ermittlerteams und ihrer Beziehung. Vor allem die Ermittlerin Rose ist für mich eine ungewollt tragische Figur, da sie als altmodisch, etwas verstaubt und zickig dargestellt wird, dabei hat sie es als Frau innerhalb der Polizei wirklich nicht leicht, was später in der Geschichte deutlich wird. Da hätte ich mir von Seiten des Erzählers etwas mehr (und früher) Unterstützung für die Figur gewünscht, da sie mir ansonsten wirklich als Einzige doch sehr sympathisch und authentisch erschien. Auch hätte ich gerne mehr über sie erfahren. Die übrigen Figuren waren da schon eher einfach gestrickt innerhalb des ersten Erzählstrangs und teilweise auch etwas stereotyp und vorhersehbar in ihren Handlungen..

Der zweite Erzählstrang war durch die Ich-Erzähler-Situation von vorneherein schon direkter und näher am Leser und hat mich daher mehr gepackt und mitgenommen als der erste. Hier habe ich richtig mitgefiebert und mitgelitten bis zu dem schrecklichen Ende, was für geübte Krimileser leider etwas vorhersehbar war.

Insgesamt fand ich den Krimi unterhaltsam und gut zu lesen. Für einen kurzweiligen Lesegenuss und für Zwischendurch finde ich ihn gelungen und kann ihn daher für Krimifans wärmstens weiterempfehlen.