Rezension

Urlaub im Allgäu mit Ecken und Kanten

Abschied am Alpsee
von Susanne N. Bahro

Bewertet mit 5 Sternen

„...Erschrocken riss Carina Mund und Augen auf. Vollkommen unmöglich! Wenn sie diesen Prachtkerl kennen würde – also, das wüsste sie aber!...“

 

Die Ehe von Carina und Frank steckt in einer Krise. Das zeigt sich schon am ersten Urlaubstag. Es war für Carina schon nicht einfach, ihre Familie von einem Besuch im Allgäu zu überzeugen. Sie wollte ihren Kindern endlich ihre Heimat zeigen. Die aber reagieren desinteressiert und gelangweilt. Und Frank hat der Reise nur zugestimmt, weil er sich an einer Ausschreibung beteiligen will. Als Carina für die erkrankte Geschäftsfrau eines Blumenladens einspringt und Frank sich um die Kinder kümmern soll, eskaliert die Situation.

Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Gegenwartsroman geschrieben. Es ist nicht nur eine fesselnde Familiengeschichte, sondern auch eine Liebeserklärung an das Allgäu.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Anschaulich werden Land und Leute dargestellt, wobei die Autorin passende Metapher verwendet, wie das folgende Zitat beweist:

 

„...Müde kam die Sonne über die Berge gekrochen und brachte den Tau auf den Wiesen zum Funkeln. Wie ein vergessener Brautschleier sammelte sich in den Niederungen der Nebel und am Waldrand ästen beschaulich die Rehe...“

 

Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Carina war immer für die Familie da, träumt aber von einem eigenen Geschäft als Floristin. Nun kann sie als Vertretung beweisen, was in ihr steckt.

Frank arbeitet seit ein paar Jahren als selbstständiger Architekt. Das Luxushotel im Allgäu wäre ein willkommener Auftrag für die Sanierung der Finanzen.

Die 12jährige Anika ist für ihr Alter zu sehr auf die Mutter fixiert. Ihr fehlt es an Selbstbewusstsein.

David hat gerade ein Schuljahr geschmissen. Ihm fehlen seine Freunde.

Entscheidenden Einfluss für den weiteren Verlauf des Urlaubs hat Marianne, die Nachbarin. Gekonnt erzählt die Autorin, wie Anika ein neues Hobby findet und sich nach und nach im Allgäu integriert. Auch David nimmt eine positive Entwicklung.

Das Eingangszitat bezieht sich auf Daniel. Der Anwalt spricht Carina an, weil er sie als ehemalige Klassenkameradin erkannt hat. Die Erwachsenen machen es sich weitaus schwerer als die Kinder, um ihre Probleme in Griff zu bekommen und die richtigen Entscheidungen zu fällen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Dialoge sind inhaltsreich und die Handlung realistisch. Gut fand ich außerdem, dass auf verschiedene Art thematisiert wurde, wie wir mit der Schönheit dieser Landschaft umgehen sollten.