Rezension

Venedig schwebt in großer Gefahr

Die Schattenträumerin - Janine Wilk

Die Schattenträumerin
von Janine Wilk

Bewertet mit 4 Sternen

Francesca soll zu ihrer Familie nach Venedig kommen. Es scheint sehr dringend zu sein, dennoch macht ihre Großmutter, Fiorella zuerst ein sehr großes Geheimnis um den Grund. Und was Francesca dann von ihr erfährt ist unglaublich. Ein Fluch liegt auf den Medicis und dieser hängt mit dem Fortbestehen oder dem Untergang Venedigs zusammen. Kann Francesca den Fluch brechen?

Janine Wilk hat es geschafft mich mit ihrem Ideenreichtum und ihrem Schreibstil zu beeindrucken und zu verzaubern. Ohne Probleme gelingt es ihr mal eine gemütliche Atmosphäre im Kreise der Familie zu erschaffen, aber genauso leicht fällt es ihr eine drückende und düstere Stimmung zu erzeugen, der ich mich nicht entziehen konnte.

Wir lernen nicht das Touristen-Venedig mit all den Museen, Prachtbauten und Palazzi kennen, sondern das dunkle, düstere verfluchte Venedig.
Auf den Medicis liegt ein Fluch, ein Fluch, der dich bis in deine Träume verfolgt und nicht zur Ruhe kommen lässt. Doch dies ist nicht alles, hängt der Fluch doch auch mit Venedig zusammen.
Fortbestand oder Untergang?
Francesca, die letzte Medici, ist die Fluchträgerin. Tapferkeit, ein reines Herz und ihr kluges Köpfchen helfen ihr und ihrer Familie auf der Suche nach einer Lösung.

"Wie Atlantis würde La Serenissima vom Wasser verschlungen werden und nur noch Geschichten würden von der Goldenen Stadt zurückbleiben. Venedig, eine verklingende Melodie - einzig ihr Name würde auf ewig bestehen, als letztes Echo - ihrer einstigen Pracht."
(S. 286)

Neben dem Thema Venedig, dass für mich allein schon sehr anziehend war, hat mich das Thema "Buch" in diesem Roman sehr in seinen Bann gezogen. Es geht um ein Buch, dessen Namen wir alle schon einmal gehört haben, das Necronomicon, mit dem das Böse beschworen werden kann. Aber nicht nur. Es geht auch um die Liebe zu Büchern, die Francesca mit ihrem verstorbenen Großvater teilt.

"Wohin man auch blickte - Bücher über Bücher, die darauf warteten gelesen zu werden. Es roch nach Leder, vergilbtem Papier, Bücherstaub und uraltem Wissen, das zwischen den Buchseiten schlummerte."
(S. 221)

Und auch optisch ist das Buch wundervoll. Das Cover ist wunderschön gestaltet mit dem Torbogen, durch den man auf einen Kanal Venedigs und eine Brücke blickt. Auf dem Wasser des Kanals spiegelt sich ein unheimlicher Schatten. Die Kapitelanfänge sind ebenfalls mit diesem Bild verziert und zusätzlich finden wir immernoch ein Zitat zu Venedig.

Eine phantasievolle, atmosphärische Geschichte voll interessanter und tapferer Charaktere, die sich für ihre Heimat einsetzen! Nicht nur für Vendig-Fans, sondern auch für Freunde der den Rücken hinaufkriechenden Gänsehaut ein besonderes Leseerlebnis!