Rezension

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Verschiedene Formen von Intelligenz

Die Stimme der Kraken -

Die Stimme der Kraken
von Ray Nayler

Bewertet mit 3 Sternen

Verschiedene Formen von Intelligenz

Ray Naylers Buch ist definitiv kein Ökothriller, auch wenn ein kriminelles Großunternehmen Teil der Geschichte ist. Dieser Technologiekonzern DIANIMA geht über Leichen, um ein Geheimnis zu bewahren, das sich in  den Gewässern vor der Insel Con Dao verbirgt. Wie der Titel "Die Stimme der Kraken" bereits vermuten lässt, handelt es sich hierbei um eine Kolonie intelligenter Oktopoden, die von der Wissenschaftlerin Dr. Ha Nguyen und einem Androiden untersucht werden sollen. 

In einem zweiten Handlungsstrang lernt man den Hacker Rustem kennen, dessen Rolle in der Geschichte erst ziemlich zum Ende hin deutlich wird, und auf die ich deshalb nicht näher eingehen kann.

Es gibt aber noch einen dritten Handlungsstrang. Dieser erzählt die Geschichte von Eiko, der einst entführt wurde und nun als Sklave auf einem KI-gesteuerten Schiff die Weltmeere nach den letzten Fisch absucht, um sie zu proteinhaltigen Patties zu verarbeiten. 

Neben der Wissenschaftlerin Dr. Ha Nguyen gibt es noch eine Gegenspielerin mit dem Namen Dr. Arnkatla Minervudottir-Chan. Beide Wissenschaftlerinnen haben jeweils ein Buch geschrieben, aus denen abwechselnd zu Beginn der Kapitel eine Passage zitiert wird. Dadurch lernt man einiges über die Meere, Intelligenz, Bewusstsein und mehr.

Die Oktopoden sind natürlich alles andere als begeistert, dass der Mensch in ihren Lebensraum eindringt und ihn zerstört und so kam es in der Vergangenheit immer wieder zu feindlichen Begegnungen. 

Eigentlich kann man sagen, dass Ray Nayler sich in seinem Roman mit verschiedenen Formen von Intelligenz auseinandersetzt: Das sind zum einen die Kraken, die es im Laufe der Zeit gelernt haben, durch Symbole zu kommunizieren, die Menschen (gute Wissenschaftlerin vs. böse Wissenschaftlerin), ein fast menschlicher Androide und eine KI, die ein ganzes Schiff lenkt und eine Gruppe menschlicher Sklaven in Schach halten kann.

Die Geschichte selbst ist nur mäßig spannend. Interessanter sind da schon die Denkansätze, wie z.B. was wäre, wenn es eine ähnlich intelligente Art neben uns gäbe? Könnten wir auf Augenhöhe mit einander kommunizieren? Wann ist ein Androide ein Roboter und wann wird er zu einer eigenen Spezies? Was passiert, wenn eine KI das Kommando hat? Lässt sie sich irgendwie austricksen oder ist man ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert?

Das Cover finde ich ausgesprochen schön und seitdem ich weiß, dass sich in jedem der Krakenbeine eine Art Gehirn befindet, werde ich wohl nie wieder Oktopus essen können ...