Rezension

Viel Theorie, zu wenige ansprechende Rezepte

Mama, ich will Brokkoli! -

Mama, ich will Brokkoli!
von Moana Werschler

Bewertet mit 3 Sternen

Hach ja, dieses gemüsebegeisterte Kind auf dem Cover wirkt. Zumindest hoffte ich durch dieses Buch meine beiden Kinder auch ein wenig mehr für Gemüse begeistern zu können. Außer Brokkoli, Gurke und ab und zu ein Salatblättchen war da bisher nichts zu machen, daher war ich gespannt auf die Tipps der Autorin Moana Werschler, die als missbroccoli bloggt und wohl auch Ernährungsberaterin ist.

Tatsächlich ist der sehr ausführliche theoretische Teil des Buches sehr interessant. Wer sich schon einmal mit der eigenen Ernährung befasst hat, der wird hier vieles wiederfinden, das er schon einmal gehört hat. Es geht um wichtige Makro- und Mikronährstoffe, um Vitamine und ausgewogenes Essen. Die 5-am-Tag-Regel wird genauso erwähnt, wie der stressige Alltag, der oft bedingt, dass wir uns ungesund ernähren, zu wenig frisch kochen und auf wenig empfehlenswerte Fertigprodukte zurückgreifen, die hochverarbeitet sind. Ebenso erfährt man, in welchem Zeitraum sich Kinder an bestimmte Lebensmittel gewöhnen, wie man mit "picky eatern" umgehen kann und wie man sie als Erwachsener dabei unterstützt, offen für Neues zu bleiben oder zu werden. Vieles davon war mir bekannt und findet sich auch in z.B. Büchern über Baby Led Weaning (BLW). Soweit, dass Süßigkeiten, zu viel Salz und schlechte Fette sowie Fast Food und Fertigprodukte schlecht sind, war ich also schon. Umso interessierter war ich an Tipps, die mir helfen, das auch nur ansatzweise umzusetzen. Leider muss ich sagen, dass die Autorin auch zusammenfassend nicht viel mehr als "Sei ein Vorbild" und "Biete immer Gemüse an" empfiehlt. Doch was, wenn das auch nicht so funktioniert...

Was ich nicht erwartet hatte, ist, dass die Autorin hier ein Buch vorlegt, dass vegetarische oder alternaiv vegane Ernährung bevorzugt. Das störte mich zwar nicht, wird aber auf dem Umschlag nirgendwo erwähnt. Gekaufte Süßigkeiten sind ohnehin Tabu. Viele Dinge, die sie als Tipps gibt oder bemängelt, werden gebetsmühlenartig wiederholt z.B. keine Medien am Familientisch, Tischregeln, kein Spielzeug beim Essen, nichts zwischendurch essen, Vorbildfunktion(!) usw. Auch das viel gepriesene Meal Prep darf natürlich nicht fehlen. Das sind alles richtige Ansätze, wenn auch sehr mit erhobenem Zeigefinger, doch das alles auf einmal übt eher Druck aus, als mir den Alltag mit zu erleichtern. Es hilft also nur, nach und nach etwas zu ändern und ich finde, das hätte man hervorheben müssen, anstatt es beiläufig zu erwähnen. Wo fange ich überhaupt an? Eine Planungshilfe wäre gut. Positiv sehe ich die Hinweise zur Vorratshaltung um Zeit für Einkäufe zu sparen.

Im Rezeptteil haben die Rezepte alles, um sie nachzukochen. Zutatenliste, Piktogramme zu verschiedenen Eigenschaften (z.B. zum Einfrieren geeignet), eine Zubereitungsanleitung, Portionsangaben, Zubereitungszeit, Tipps und Varianten und auch ein ganzseitiges Foto des fertigen Gerichts. Dass ich von der Auswahl übermäßig begeistert bin, kann ich nicht behaupten. Vieles wird in Waffelform, als Pancakes oder Puffer angeboten. Teilweise findet sich das Gemüse als Suppe oder in der Soße wieder, dazu gibt es Nudeln. Ofenpommes und Gemüsesticks, Pizza und Pestos. Zum Frühstück werden ONO oder Porridge geboten, als Nachtisch selbstgemachtes Eis am Stil sowie Nicecream. Bei den warmen Gerichten liegen nahezu immer dieselben Rohkostbeilagen mit auf dem Teller, Gurken, Tomaten Paprika. Einiges schmeckt ganz gut, aber sehr abwechslungsreich erscheinen mir die Rezepte nicht. Und obwohl die Autorin im Theorieteil das Essen verschiedenfarbiger Gemüse empfiehlt, sind die Gerichte nicht besonders farbenfroh, eher immer die gleichen Gemüsesorten und wirklich Neues kann ich hier auch nicht entdecken. Der Rezeptteil passte für mich nicht so ganz zur in schillernden Farben ausgeführten Theorie.

Fazit: Mich hat das Buch insgesamt eher enttäuscht. Es hilft mir nicht zu hören, was ich bei den Kindern alles falsch mache, wenn es dann kaum Tipps gibt, die man nicht schon probiert hat oder dauernd dieselben wiederholt werden. Die Rezepte sind für mich zwar nicht neu, aber ok, meine Kinder konnten sie leider noch nicht vom Gemüseessen außerhalb ihrer Komfortzone überzeugen. Mir fehlen die wirklich überzeugenden Tipps und Lieblingsgerichte, die verlocken. 3 Sterne