Rezension

Viel Uni, wenig Sex...

Uni-Sex: Studium emotionale - Lina Barold

Uni-Sex: Studium emotionale
von Lina Barold

Bei diesem Roman haben mich ausnahmsweise weder der Titel noch das Cover angesprochen, dafür der Klappentext umso mehr. Den Titel "Studium Emotionale" finde ich ja noch ganz kreativ, aber "Uni-Sex"? Das ist mir irgendwie zu plump. Das Cover passt an sich zum Inhalt, keine Frage, aber das Bild an sich ist mir auch wieder zu billig. BH und Aktentasche vor Bücherregal- mehr Klischee geht wohl nicht. Die Inhaltsbeschreibung ist dafür umso besser und hat mich sofort neugierig gemacht, da sie eine spannende und erotische Geschichte vermuten lässt.  

Es fällt es mir dieses Mal wirklich schwer, meinen Eindruck in Worte zu fassen, da er so zwiegespalten ist. Einerseits gefiel mir dieser enge Bezug zum Germanistikstudium, da ich sofort in meine Studienzeit zurückversetzt wurde. All die Schilderungen über Siras Unialltag sind absolut authentisch und unterhaltsam. Auch das Einbeziehen von Goethes Werken (vor allem dem "Werther") zeugt von Fachwissen des Autorenduos Lina Barold und war eine wirklich schöne Abwechslung zu den üblichen Themen in erotischen Romanen.
Die beiden Protagonisten Sira und Silvan von Lengenfeld haben mir auch gut gefallen: Sira, das typische 0815-Mädchen und Lengenfeld, der erfahrene, verschlossene Professor mit irgendeinem dunklen Geheimnis.
Ist "Uni-Sex" nun eine spannende und erotische Geschichte? Leider nein. Für meinen Geschmack zog sich die Geschichte an vielen Stellen unnötig in die Länge. Es wurde Wert auf Detailschilderungen gelegt, die mich eher gelangweilt haben und der Spannungsbogen war leider erst nach 75% des Buches vorhanden. Die Wendung, die dann kommt, ist zwar absolut nicht vorhersehbar, dafür leider in meinen Augen nicht glaubwürdig. 
Die erotischen Szenen sind ausreichend vorhanden uns ihre Schilderung ist durchaus sinnlich, ABER: sie sind viel, viel zu kurz und hören immer genau dann auf, wenn es gerade interessant wird. Zur Veranschaulichung: keine Sexszene ist länger als 2 Buchseiten und das bei einem Roman, der über 400 Seiten umfasst. Ich hätte damit kein Problem, wenn es sich um einen normalen Liebesroman handelt, aber bei diesem Titel erwarte ich einfach mehr Prickeln!
Der Cliffhanger am Ende macht schon neugierig auf Teil 2 der Geschichte, aber da mich das grundsätzliche Verhältnis von Erotik und Geschichte drumherum nicht anspricht, werde ich den zweiten Band wohl dennoch nicht lesen. Schade, da die Story an sich so viel Potential bietet!
Mein Fazit: "Uni-Sex" sticht durch die authentische Schilderung des Studienalltags einer Germanistikstudentin aus den üblichen erotischen Romanen heraus. Leider hält der Titel nicht was er verspricht, denn anstatt einer Geschichte über "Uni-Sex" bekommt man eine Geschichte mit wenig Sex und viel Uni, die leider viel von ihrem Potential durch diese ungleiche Verteilung verschenkt.