Rezension

Vom Swing zum Stolpern

Lindy Girls -

Lindy Girls
von Anne Stern

Bewertet mit 3 Sternen

"Lindy Girls" entführt uns auf leichte und recht unterhaltsame Weise in das aufregende Berlin der 1920er Jahre, geprägt von der aufkommenden Swing- und Jazzära. Tanz und Musik stehen im Mittelpunkt dieses Romans.
Die Handlung erstreckt sich über den Aufbau einer Tanzgruppe und die Herausforderungen, die es in den ersten Monaten zu bewältigen gilt, um sich in der männerdominierten Welt zu etablieren. Die Kapitel sind dabei aus der Sicht verschiedener Protagonisten geschrieben: Die Choreographin Wally strebt danach, eine erfolgreiche Charleston-Tanzgruppe zu gründen, während die Sekretärin Gila ein Buch über diese Gruppe schreiben möchte. Die Mitglieder der Tanzgruppe gewähren Einblicke in ihre Leben, wobei die Schwierigkeiten der damaligen Zeit, angebliche Gleichberechtigung, Antisemitismus sowie der Kampf um Selbstverwirklichung und Emanzipation thematisiert werden. Bei diesen Themen hätte ich mir allerdings mehr Tiefe gewünscht.
Der Roman bietet seichte Unterhaltung für zwischendurch, wobei stellenweise die Handlung etwas langatmig gewirkt und der häufige Wechsel zwischen den Perspektiven eine gewisse Aufmerksamkeit erfordert hat. Der Sprachstil ist gut an die damalige Zeit angepasst.
Ich habe bereits einige Romane von Anne Stern gelesen. Im Vergleich dazu empfand ich "Lindy Girls" leider als weniger authentisch und mitreißend. Dennoch bietet er einen interessanten Einblick in die bewegte Zeit des Berliner Nachtlebens der 1920er Jahre.