Rezension

Vom Vagabundieren einer Bauern-Tochter

Brennende Felder -

Brennende Felder
von Reinhard Kaiser-Mühlecker

Bewertet mit 4 Sternen

Luisa Fischer, die Schwester von Alex und Jakob in „Fremde Seele, dunkler Wald“ und „Wilderer“, hatte die größtmögliche Distanz zum elterlichen Hof in Oberösterreich geschaffen, als sie zum Studium nach Hamburg ging. Die Dauer zweier  Ehen verbrachte sie in skandinavischen Ländern; ihre Kinder Eric und Marie blieben nach der Trennung, einander entfremdet,  bei ihren Vätern. Durch die Eröffnung, dass  Robert nicht ihr leiblicher Vater ist, waren vor 20 Jahren Luisas Brüder zu Halbbrüdern geworden, auch meinte sie, nun ihre Großeltern verloren zu haben. Mit Robert/Bert, den sie als Kind für ihren leiblichen Vater gehalten hatte, kehrt sie in der Gegenwart nach Österreich zurück. Nach prägenden Jahren in Skandinavien mag die Begegnung mit Sitten und Werten ihres Heimatdorfs bei der Trauerfeier für den Nachbarn für die Heimkehrerin besonders befremdlich gewesen sein. Geld scheint keine Rolle zu spielen, als Luisa beschließt, sich als Autorin vor der Kulisse ihres Heimatdorfes eine neue Heimat zu erschreiben. Wundern könnte man sich allerdings, warum sie einen Schauplatz wählt, von dem ihr bewusst ist, dass er sie kaum interessiert.

Luisa nimmt, offiziell für ihr Romanprojekt, die Spur zu Ferdinand Goldberg auf, einem erfahrenen Landwirt, Hofbesitzer und Wissenschaftler im Landwirtschafts-Ministerium. Goldberg scheint eine ergiebige Quelle zu sein - und eine gute Partie. Luisa zeigt sich, wie abzusehen war, in der Beziehung zu ihm als ichbezogene, oberflächliche Person, die über Dinge klagt, die sie sich selbst zuzuschreiben hat. Ihre Zyklen aus Flucht, Vereinsamung und Suche nach Zugehörigkeit scheinen sich auch nach ihrer Rückkehr fortzusetzen.

Fazit

„Brennende Felder“ vervollständigt den Zyklus über drei Bauernkinder der Gegenwart mit einem eher diffusen Bild von Landwirtschaft und Landflucht. Luisa Fischer macht es Reinhard Kaiser-Mühleckers Leser:innen nicht gerade leicht, ihrem verschlungenen Lebenslauf und ihren Motiven zu folgen.  „Wer ist Luisa und was will sie?“ nimmt, sprachlich wie gewohnt auf hohem Niveau, für meinen Geschmack jedoch einen zu breiten Raum ein.