Rezension

Von der Muse gebissen

Wahn - Stephen King

Wahn
von Stephen King

Bewertet mit 5 Sternen

Ja, gebissen, nicht geküsst, denn King läuft hier zu einer Horror - Hochform auf, die man seit Jahren bei ihm nicht mehr gesehen hat! Manchmal subtil, manchmal hochgradig verstörend (ich sage nur: Fischreiher!), aber immer in bester King-Manier, die eher schwache Werke wie "Puls" oder "Der Buick" in Vergessenheit geraten lassen.

Aber nicht nur das Gruseln lehrt "Wahn" (im Original "Duma Key" - warum nur wieder dieser bescheuerte deutsche Titel - man müsste meinen, die Verleger hätten aus dummen Betitelungen wie "Love" und "Qual" gelernt, aber nein...). Es ist ebenso eine Charakterstudie eines Menschen, der sich vom Rande des Selbstmords wieder ins Leben zurückkämpft (oder wie hier: Malt), obwohl auch sein neues Dasein, trotz des scheinbar positiven Anfangs, zunehmend Schlechtes für ihn bereithält. Und trotzdem gibt er nicht auf, sondern kämpft für seine Familie und seine Freunde, die gegen Ende immer mehr und mehr von einer Gefahr bedroht werden, deren Verbannung nur in seinen Kunstwerken und denen eines kleinen Mädchens zu finden ist.

Wer Fan von Kings früheren Werken ist, wird von "Wahn" auf keinen Fall enttäuscht sein. Im Stil von "Sara" und "Insomnia", mit einer Prise des "Dunklen Turms", ist der neue King ein Roman, der nicht nur Horrorfans, sondern auch Leser ernsthafter Literatur gleichermaßen begeistern wird!