Rezension

Vor, auf und hinter der Bühne

Das Vogelmädchen von London -

Das Vogelmädchen von London
von Mat Osman

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext:

»Die Götter sind Vögel, und die Vögel sind Götter.«

London, 1601. Shay ist Botenmädchen, Falknerin und Wahrsagerin, die in den Flü­gen der Vögel die Zu­kunft zu sehen ver­mag. None­such ist der Star des sagen­um­wo­be­nen Black­friars-The­aters, wo eine Gruppe von Jungen für den Lon­doner Adel auf­tritt. Als sie über den Dächern Lon­dons flie­hen müs­sen, weil Shay ge­fangene Vögel be­freit hat, ler­nen die bei­den sich ken­nen – und ver­lie­ben sich. Dann grün­den sie ge­mein­sam das Ghost The­atre, das in den ver­steck­ten Winkeln der Stadt phan­tas­tische Stücke auf­führt. Doch bald ver­brei­tet sich der Ruf Shays als Wahr­sagerin – bis auch Köni­gin Eliza­beth sie auf­sucht. Shay fällt wie üb­lich in Trance und weis­sagt der Köni­gin – mit un­ge­ahn­ten Fol­gen.

Eine abenteuerliche Reise in das elisabethanischen London, wie man es noch nie ge­se­hen hat – ein schil­lern­der Ro­man über The­ater, Magie und die Ge­fah­ren einer alles ver­zeh­ren­den Liebe.

 

Rezension:

Shay lebt mit ihrem dementen Vater in einer Siedlung in den Sumpf­ge­bie­ten bei Lon­don. Mit Bo­ten­gängen ver­dient sie etwas Geld, wozu sie sich aller­dings als Junge ver­klei­den muss. Nach­dem sie bei einem Händ­ler die Käfige ge­öff­net und die Vögel be­freit hat, muss sie über die Dächer flie­hen und trifft dabei auf den ju­gend­lichen Schau­spie­ler None­such, der sie mit ins Black­friars-The­ater nimmt. Als sie in die­sem Um­kreis vor der Queen in Trance fällt und ihr eine Weis­sa­gung macht, scheint Shays Karri­ere zu be­gin­nen.

Mat Osmans Roman ist schwer einem Genre zuzuordnen. Offiziell wird er als his­to­ri­scher Ro­man ge­lis­tet, doch spie­len auch Ele­mente eines Sozial­dra­mas, eines Ju­gend­buchs, eine Lie­bes­ge­schichte und (wenige) Fan­tasy-Ele­mente eine Rolle. Als Leser braucht man rela­tiv lange, bis sich über­haupt ab­zeich­net, um was es über­haupt geht. Viele Zu­sam­men­hänge wer­den erst in einem spä­ten Sta­dium der Hand­lung er­kenn­bar. Sogar über das Alter der Prota­gonis­tin bleibt der Leser sehr lange im Un­kla­ren. Dabei lösen sich die im Fokus ste­hen­den Genre-Ele­mente über­ra­schend ab. Scheint es zu­erst wie ein (his­tori­sches) Jugend­buch, rücken dann die sozi­alen Ver­hält­nisse der Hand­lungs­zeit, Fan­tasy-Ele­mente durch die Wahr­sa­gungen der Prota­gonis­tin, und sogar Krimi-An­klänge in den Vor­der­grund. Und doch bil­det sich aus all dem eine in sich lo­gi­sche Ge­schichte heraus, mag diese auch lange ver­wir­rend er­schei­nen. Wegen die­ser Viel­falt ist es aller­dings auch kom­pli­ziert, eine spe­zi­elle Ziel­gruppe aus­zu­machen. Wenn man ich darauf ein­lässt, kann das Buch aber durch­aus über­zeu­gen, auch wenn das Ende die Leser even­tuell spal­ten dürfte.

Der Autor folgt durchgängig der Perspektive seiner Protagonistin.

 

Fazit:

Ein recht wilder Genre-Mix, der, wenn man sich darauf einlässt, sei­nen Reiz zu ent­decken, zu einer interes­santen Ge­samt-Ge­schichte er­wächst.

 

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