Rezension

"Wachstumsversuche" (1)

Das Hotel New Hampshire - John Irving

Das Hotel New Hampshire
von John Irving

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eine irrwitzige und überbordende Familiengeschichte mit allen vorstellbaren und unvorstellbaren Höhen und Tiefen.

"Das Hotel New Hampshire" (1981) ist ein Roman von John Irving, der die skurrile und schräge Geschichte einer US-amerikanischen Familie im gesellschaftlichen und politischen Umfeld der 1940er bis 1960er Jahre erzählt.

Zum Inhalt:
Der Ich-Erzähler, John Berry, der mittlere von fünf Geschwistern, erzählt die Geschichte seiner Familie aus seiner Sicht. Die Familie macht einige schlimme Erfahrungen, erlebt Unglück und Tragödien, aber auch viel Liebe, Glück und Zusammenhalt. Es ist eine Geschichte des Wachsens, des Erwachsenwerdens und des Über-sich-Hinauswachsens. Und auch die Geschichte derer, die dabei verloren gehen.
Dabei müssen sie sich nicht nur mit den eigenen sondern auch mit politischen und gesellschaftlichen Spannungsfeldern auseinandersetzen.
Und bei all dem spielen eigensinnige Bären, Klasse-Hotels und Freud eine herausragende Rolle.

Persönliche Einschätzung:
Der Schreibstil ist insgesamt flüssig und gut lesbar mit teils ausgefeilten Formulierungen, aber gerade in der ersten Hälfte des Romans durchzogen von einer Masse an vulgären Begriffen und Schimpfwörtern sowie abgehackten Dialogen.
Der Einstieg ist etwas schwierig, da die ersten Seiten überladen sind von Informationen zu den verschiedenen Personen und der Familiengeschichte. Später folgen einige langatmige Passagen ohne richtiges Geschehen. In der zweiten Hälfte des Romans ändert sich das völlig bis hin zu einem großartigen Schluss.
Anfangs ist das schwer einzuordnen, später wird klar, dass sich Schreibstil und Dynamik der Geschichte mit den Personen mitentwickeln. Die stilistischen und inhaltlichen Extreme machen den Wachstumsprozess umso deutlicher.
John Irving hat einen ganz eigenen, ausgefallenen Stil.

Nachdem ich das Buch zu Beginn ganz in Ordnung fand, dann zur Mitte hin aufgeben wollte, gefiel es mir in der zweiten Hälfte von Seite zu Seite immer besser – ganz so wie sich eben alles in diesem Buch entwickelt.

Fazit: Ein gutes Buch, lesenswert, aber stellenweise etwas zu vulgär und langatmig.

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(1) Zitat aus dem Buch