Rezension

Langweilig und wirr :-/

Das Hotel New Hampshire - John Irving

Das Hotel New Hampshire
von John Irving

Bewertet mit 1.5 Sternen

Ich muss leider sagen, dass mir dieses Buch überhaupt nicht gefallen hat. Ich kannte vorher lediglich "Gottes Werk und Teufels Beitrag" von Irving, welches ich sehr gern gelesen habe. Dass Irving einen deutlichen Hang zu skurrilen Figuren und abstrusen, aber auch sehr ernsten Ereignissen hat, war mir da schon klar, doch bei "Das Hotel New Hampshire" fand ich einfach alles nur noch konfus übertrieben ...
In dem Buch geht es um die Großefamilie Berry, ansässig im amerikanischen Bundesstaat Maine, genauer gesagt in der Nähe von New Hampshire. Geschildert werden sowohl das Kennenlernen der Eltern (um die 1940er Jahre rum), die Geburt der 5 Kinder sowie die weiteren Entwicklungen und Erlebnisse der Familie (geht so bis in die 1970er, würde ich sagen), die eine Affinität zum Hotelbetrieb entwickelt (insgesamt werden 3 verschiedene Hotels New Hampshire eröffnet).
Das Hauptaugenmerkt liegt dabei auf den - oftmals eher sonderbar anmutenden - Eigenheiten der Charaktere, weniger auf ein Vorankommen der Geschichte.
So gibt es denn m.E. auch keine wirkliche Handlung. Der Erzähler (John, das dritte Kind der Berrys) bemüht sich um eine große Zusammenschau der Familienerlebnisse, seine Eltern und seine Geschwister werden dabei sehr detailliert in ihren Entwicklungen, Meinungen und Skurrilitäten unter die Lupe genommen. An dieser Familie ist einfach nichts normal! Ich muss gestehen, diese doch sehr eigensinnige Familie mit ihren Ecken und Kanten ist mir im Laufe des Buches ans Herz gewachsen. Das ist aber auch das einzig Positive, das ich über dieses Buch sagen kann! Im Prinzip besteht es aus einer Aneinanderreihung von Situationen und Ereignissen, die aber keine wirklich flüssige Geschichte bilden. Zudem gibt es immer wieder Dialoge über Dialoge, zum Teil ist mir echt verborgen geblieben, um was genau sie sich drehten und welchen Sinn sie basaßen. Teilweise sind sehr ernste Dinge thematisiert, werden bei den Figuren psychologisch aber gar nicht ausgelotet.
Als sehr störend empfand ich auch die Sprünge und Ablenkungen im Buch: Wird z.B. mit einem neuen Gedanken oder einem neuen Erzählstrang begonnen, geschieht es nicht selten, dass der Erzähler abschweift und seitenlang von ganz anderen Dingen berichtet - er kommt von Hölzken auf Stöcksken, wie man so schön sagt. Lesefluss kam da nicht auf. Teilweise empfand ich die Erzählungen und Dialoge auch einfach nur als banal.
Nein, dieser Roman von Irving hat mir gar nicht zugesagt. Sicherlich, wer "normale" Romane mit "normalen" Figuren lesen will, sollte vielleicht nicht zu Irving greifen, aber das hier war mir einfach zu anstrengend und auch langweilig. Nachdem ich nun von ihm ein gutes sowie ein schlechtes Werk gelesen habe, werde ich ihm aber dennoch eine weitere Chance geben - ich weiß nur noch nicht, mit welchem Buch.
1,5 von 5 Sternen
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P.S.: Ein Wort noch zu meiner Buchausgabe. Ich hatte mir damals die Ausgabe der Süddeutschen Zeitung zugelegt. Die Schreibweise von "ss" und "ß" ist hierbei total in die Hose gegangen! Ständig liest man sowas wie "gehaßt" oder "mitgerißen". Schrecklich! Irgendwas ist bei dem Verlag da mächtig in die Hose gegangen. Wer also zu dem Roman greifen möchte, besorge sich lieber direkt die Ausgabe vom Diogenes Verlag.