Rezension

Warmes, herzliches Buch über das Leben und verpasste Chancen und über die zweite (oder dritte) Chance, die man auf keinen Fall verpassen sollte

Für einen Sommer und immer - Julie Leuze

Für einen Sommer und immer
von Julie Leuze

Ich muss ja zugeben, dass ich bei wenigen anderen Autorinnen zugegriffen hätte, wenn ich auf dem Klappentext gelesen hätte, dass das Buch von jemandem mit Krebs handelt. Hier vertraute ich aber darauf, dass die Autorin, deren andere Bücher ich sehr schätze, auch hieraus keinen Roman machen würde, der nur darauf abzielt, möglichst viele Emotionen und tränenschwangere Situationen zu erzeugen. Wer so etwas sucht, ist hier also eher falsch auf gehoben.

Ich habe zwar durchaus auch bei diesem Buch zwischendurch verstohlen mal die eine oder andere Träne weggewischt, aber es geht nicht primär um den Krebs oder die Mutter-Tochter-Beziehung im Angesicht des Todes. Die Erkrankung der Mutter ist hier der Auslöser dafür, dass Annika erst die Flucht ergreift und spontan ins Gebirge fährt und danach dann ihr Leben kritisch betrachtet. Dieser kritische Blick bewirkt, dass sie selber an sich und ihrem Leben arbeitet und unter anderem auch ihre Beziehung zu ihrer Mutter hinterfragt. 

Die erste - und realistisch betrachtet auch die zweite- Begegnung von Samuel und Annika steht nicht wirklich unter einem guten Stern. Insbesondere Annika zeigt sich da von ihrer allercharmantesten Seite. Langsam taut Annika aber auf und die Beiden nähern sich einander an. Im Umgang mit Samuel und seiner Schwester Marie, wird Annika immer deutlicher, was in den Beziehungen zu den Menschen in  ihrer Umgebung immer gefehlt hat. Mir gefiel sehr, wie Annika ihr Leben immer mehr hinterfragt und ganz langsam anfängt, ihr Leben zu verändern. Samuel und ihre langsam wachsende Beziehung zu ihm, ist dabei ein wichtiger Faktor, aber nicht das einzige, was die Veränderung bewirkt.

Mir gefällt, wie diese beiden Charaktere langsam zueinander finden und sich einander  immer weiter öffnen. Manchmal wusste ich nicht, ob mich Annikas Eltern oder ihre wunderbare Freundin Helene mit ihrer destruktiv-manipulativen Art wütender machen, aber es wird sehr schnell deutlich, warum Annika, so ist wie sie ist und warum es ihr schwer fällt, auf andere Menschen zuzugehen. Auch Samuel trägt sein Packerl mit sich herum,aber ganz allmählich helfen die beiden einander, die Dinge zu akzeptieren und umzudenken.

Ich habe dieses Buch als ein sehr warmes und herzliches Buch empfunden, das zeigt, dass es nie zu spät ist, sein Leben zu ändern und umzudenken. Selbstakzeptanz und ein respektvoller Umgang mit anderen, sind durchaus auch Themen, die hier immer wieder einmal im Raum stehen. Letztendlich zeigt das Buch aber auch, dass man zwar im Zusammenleben mit anderen Kompromisse eingehen muss, aber dennoch jeder sich selbst treu bleiben können sollte.