Rezension

Was die Begleitung eines Sterbenden mit uns macht

Und wir tanzen, und wir fallen -

Und wir tanzen, und wir fallen
von Catherine Newman

Bewertet mit 4 Sternen

Edith und Ashley sind schon ihr ganzes Leben lang beste Freundinnen. Nun ist Edith unheilbar an Krebs erkrankt und verbringt ihre letzte ZEit im Hospiz, fern von Mann und KInd. Ash kümmert sich aufopferungsvoll um ihre Freundin - und ihr Leben wird überschattet von dem Umgang mit dem Tod, während sie krampfhaft am Leben festhält.

In dem Buch "Und wir tanzen, und wir fallen" widmet sich die preisgekrönte Autorin Catherine Newman dem Sterben.  Allerdings tut sie dieses nicht, wie oft üblich und von den meisten Leser*Innen wohl erwartet, aus der Sicht der sterbenden Edith, die noch einmal ihr Leben an sich vorbeiziehen sieht und es bewertet, sondern Catherine Newman widmet sich der Überlebenden. Und genau das macht die Lektüre teilweise etwas schwierig, vor allem aber sehr ehrlich und ganz besonders.

Denn Ash ist einerseits die aufopferungsvolle Freundin, die alles dafür tut, es ihrer Freundin leichter und schön zu machen, unglaublich viel Zeit am Krankenbett verbringt, für ihre Freundin das geheime Zitronenkuchen-Rezept organisiert und einfach furchtbar leidet ob des Verlustes ihrer besten Freundin (sie fällt), andererseits ist sie chaotisch, selbst verletzt und leidet unter dem fehlenden Halt in ihrer eigenen Familie. Schonungslos aufrichtig erzählt die Autorin von den kleinen und großen Erlebnissen Ashs, deren Gefühlen, derern eigener Suche nach Unterstützung und Verständnis und ihrem Umgang mit dem drohenden Verlust. Das ist manchmal herzzerreißend, aber manchmal auch skurril oder verstörend, wenn Ash sich schnellen Sex sucht oder über Penisse philosophiert. Zusammen mit ihr habe ich beim Lesen gelacht und geweint, habe getanzt und bin gefallen.

Der locker-leichte Schreibstil und die kurzen Kapitel nehmen dem Thema auf jeden Fall die Schwere genauso wie die authentischen Figuren, deren Schilderungen in jede Dimension vordringt.

Catherine Newman zeigt auf, dass eine Sterbebegleitung nicht nur den Kranken, sondern auch die Verbundenen in einen Ausnahmezustand versetzt, der sie auf vielfältigste Art reagieren lässt, ohne dabei eine Wertung abzugeben. In dieser Zeit ist alles möglich und (fast) alles erlaubt. Und wer würde sich nicht eine solche Freundin wünschen, die ihr eigenes Leben für einen selbst zurückstellt und uneingeschränkt für einen da ist?!

Wer selbst bereits einen geliebten Menschen beim Sterben begleitet hat, wird diesen Roman lieben - alle anderen können sich schon einmal mit der außergewöhnlichen Situation vertraut machen....