Rezension

Was Frauen- und Männerherzen unterscheidet - Arzt-Patienten-Kommunikation als Überlebensfaktor

Herzsprechstunde -

Herzsprechstunde
von Sandra Eifert

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt
Frauen haben ein höheres Risiko an einem Herzinfarkt zu sterben, da sie später in die Notaufnahme kommen und ihre Beschwerden häufig weniger dramatisch wirken als bei männlichen Patienten. Ihre Überlebenschancen steigen erheblich, wenn der behandelnde Arzt/Notarzt eine Frau ist. Das soziale Geschlecht entscheidet in der Kardiologie und Notfallmedizin darüber, ob Beschwerden oder Notfälle als dramatisch wahrgenommen werden. Von diesem Zusammenhang haben vermutlich viele Interessierte schon gehört. Sandara Eifert und Suzann Kirschner-Brouns erklären, welche Einflüsse Hormonhaushalt, Schwangerschaft und Wechseljahre auf die Herzgesundheit von Frauen haben und warum seelische Faktoren wie Stress oder Kummer das weibliche Herz stärker schädigen. Da Frauen als Multiplikatorinnen in der Familie oft die Rolle der Gesundheitsexpertin übernehmen, liegt den Autorinnen (Medizinerin und Medizinjournalistin) besonders daran, mit dem Thema Gendermedizin LeserInnen zu erreichen.

Die Seite der Medizin/der Ärzt:innen
Der unausgewogene Gender Bias in der Forschung führt dazu, dass Studien meist an jungen, männlichen, gesunden, akademisch gebildeten Probanden durchgeführt werden. In der Folge werden Frauen Medikamente verordnet , die selten oder gar nicht an Frauen getestet wurden und ein Bewusstsein bei Medizinern für geschlechtsspezifische Unterschiede kann sich kaum entwickeln.

Die Seite der Patientinnen
Gründe für den blinden Fleck in Bezug auf Herzgesundheit von Frauen sind häufig Kommunikationsprobleme zwischen Arzt und Patientin, aber auch mangelndes Wissen von Frauen über Risikofaktoren wie rheumatische Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Endometriose, PMS, Schwangerschaftskomplikationen oder Depressionen – von denen behandelnde Ärzte wissen sollten. Mit diesen Risikofaktoren und der Wirkung des Hormonhaushalts auf die Herzgesundheit sollten Frauen sich bereits in jungen Jahren befassen, bevor Beschwerden auftreten. Wichtig fand ich ebenfalls den Einfluss von Stress, Kränkungen u. a. psychischen Belastungen auf das weibliche Herz. Stressmanagement und evtl. Reha können Eifert Kirschner-Brouns Leser:innen in neuem Licht sehen; denn Frauen neigen auch dazu, Gründe für die Ablehnung einer Reha zu finden. Unverzichtbare Kapitel behandeln Herzkatheter-Untersuchung speziell bei Patientinnen, den langfristigen Einfluss von Brustkrebserkrankungen auf die Herzgesundheit, die Wirkung von Corona-Erkrankung und -Impfung, sowie die Zahngesundheit. Einen versöhnlichen Abschluss fern des Medizinbetriebs liefert schließlich der Hinweis auf Selbstannahme und -fürsorge.

Fazit
Warum Herzerkrankungen bei Frauen häufig maskiert auftreten, was Frauen- und Männerherzen unterscheidet und welche Rolle die Arzt-Patienten-Kommunikation für die Überlebenschancen von Frauen spielt, das schildern Sandra Eifert und Suzann Kirschner-Brouns anschaulich und umfassend.