Rezension

Was passierte in der Penn Station?!

Wer ist Michael Swann? - Bryan Reardon

Wer ist Michael Swann?
von Bryan Reardon

Inhalt
In der Penn Station in New York explodiert eine Bombe und fordert viele Todesopfer. Dementsprechend erleichtert ist Julia Swann, als ihr Mann Michael, der ebenfalls im Bahnhof war, ihr als Lebenszeichen eine SMS schickt. Aber dann statten Beamte der Terrorabwehr Julia einen Besuch ab und zeigen ihr ein Überwachungsvideo, in dem Michael vom Tatort flüchtet. Offenbar hat er die Bombe gezündet. Julia glaubt jedoch nicht, dass ihr Mann ein Terrorist ist. Sie ist entschlossen, Michael vor der Polizei zu finden und ihm zu helfen. Ein gnadenloser Wettlauf beginnt.

Meine Meinung
In dem Buch wird deutlich und wirklich authentisch geschildert, wie traumatisch und fürchterlich ein Gedächtnisverlust wohl für einen Menschen sein muss, wie fest eine Frau an ihren Mann glaubt und wie sehr sich andere von Schlagzeilen beeinflussen lassen und sich von Menschen abwenden.

"Ihren  Gedanken  war  mit  Vernunft  nicht  mehr  beizukommen.  In  der Taubheit  der  gegebenen  Umstände  schwirrten  und  wirbelten  sie  herum.  In einer Minute schienen die Gedanken an die Zukunft sie fast zu erdrücken, in der anderen drohten Erinnerungen sie für immer zu brechen." (ZITAT)

Die Gefühle der Protagonisten wurden wirklich gut geschildert.
Die Kapitel wechseln vereinzelt zwischen Vergangenheit (erkennbar mit Titelüberschriften) und Gegenwart (nummeriert).
 
Der Schreibstil ist gelungen, jedoch wimmeln in "Wer ist Michael Swann" einige "Übersetzungsfehler", die bei näherem Hinsehen störend waren. Dies sollte meiner Meinung nach nochmal überarbeitet werden.

"Fotos. Wir halten Momente in unserem Leben fest. Wir sehen sie durch eine künstliche Linse. Während die Kamera Fotos macht,
sind wir uns so sicher über diese vollkommene Richtigkeit, die wir nie in Frage stellen. Stattdessen bilden  wir  uns  etwas  darauf  ein,  unser  Glück  einzukapseln,  es  für irgendwelche  noch  in  der  fernen  Zukunft  liegenden  Momente  festzuhalten, wenn  wir  den  Korken  knallen  lassen  und  uns  wieder  an  seiner  Schönheit berauschen,  als  würde  sich  die  Freude  darüber  in  einer  immerwährenden Schleife bewegen. Aber so funktioniert das nicht. Wenn wir eine aufgenommene Erinnerung zwischen unseren Fingern und vor unsere Augen halten, setzt ein Kribbeln in der Brust ein. Es steigt auf und lässt unsere Augen feucht werden. Wir sehen, was  
einmal  war.  Es  baumelt  vor  unseren  Augen  wie  eine  unerreichbare Perfektion,  die  dadurch,  dass  wir  glaubten,  diesen  
Moment,  dieses  überaus perfekte  Erlebnis,  einst  gehabt  zu  haben,  es  durchlebt  zu  haben,  nur  noch schlimmer wird.
Doch es ist vorbei, reduziert auf ein zweidimensionales Foto, das mit jedem Tag nur immer mehr verblasst."(ZITAT)

Meine Vermutung, die ich relativ am Anfang bereits hatte, hatte sich am Schluss bewahrheitet. Das Buch war gelegentlich spannend, jedoch teilweise sehr langgezogen und verwirrend.Ich habe mir von dem Buch leider etwas mehr versprochen. Der Epilog war sehr gelungen und hat das Buch gut abgerundet.