Rezension

"We can be heroes, just for one day" - Ein emotionales & tiefgründiges Debüt !!!

Heldentage - Sabine Raml

Heldentage
von Sabine Raml

Bewertet mit 4 Sternen

Lea wäre so gerne eine echte Heldin, eine die nicht dauernd vor Scham errötet oder keine Luft bekommt. Sie wäre gerne so schön, so mutig und cool wie ihre beste Freundin Pola. Doch die Fünfzehnjährige leidet an Asthma, an dem Alkoholkonsum ihrer Mutter, der damit einhergehenden Armut, die sie in abgenutzte Schuhe aus der Kleidersammlung zwingt und an der Trennung von ihrem Lenny, in den sie so verliebt ist.
Bei all ihren Problemen, die sie täglich bewältigen muss, dauert es eine ganze Weile bis Lea realisiert, das sie doch eigentlich längst eine Heldin ist...

Meinung:

Nachdem "Heldentage" von so vielen Seiten immer wieder gelobt wurde und ich das Cover bereits auf den ersten Blick sehr ansprechend fand, hab ich es also auch endlich gelesen. Mir war von Anfang an klar, das ich es hier nicht unbedingt mit einer unbeschwerlichen und lockerleichten Lektüre zu tun habe, das sie allerdings so tiefschürfend und aufrüttelnd sein würde, hatte ich nicht erwartet.

Sabine Raml beschreibt in ihrem Debütroman, das Leben einer fünfzehnjährigen Schülerin, die es in ihrem Leben bisher alles andere als leicht hatte. Seit der Trennung vom Vater, der sich ein schönes Leben auf Ibiza macht, hängt die Mutter nur noch auf der Couch, versäuft die eh schon knappe Kohle und fordert von Lea immer neuen Nachschub an "Flaschenfreunden". Das Mädchen kann nicht aus seiner Haut, denn noch sind es 790 Tage, bis sie endlich volljährig wird und aus ihrem Leben ausbrechen kann. Lea flüchtet sich in ihre Träume und Gedanken und driftet oft ab, stellt sich vor, wie schön das Leben sein könnte, sie träumt von den Orten auf den Postkarten, die ihr ihre Freunde aus dem Urlaub schicken und sie denkt an Lenny. Lenny, Lenny, Lenny. Die erste große Liebe, die endet, weil sie ihn, aus Angst und Scham und Atemnot, nicht küssen konnte.
Lea träumt von einem besseren Leben, manchmal auch davon wie es wäre am nächsten Morgen nicht mehr aufzuwachen.

Ich muss sagen, das ich anfangs meine Probleme hatte, in die Geschichte reinzukommen. Größtenteils lag das am sehr ungewöhnlichen Schreibstil der Autorin, denn Sabine Raml schreibt in sehr kurzen Sätzen. Halbe Sätze in denen einfach manchmal der Anfang verschluckt wird. Nach den ersten 50 Seiten hat man sich daran gewöhnt und kommt mühelos voran.

Lea erzählt aus ihrem Alltag und davon wie sie mit verschiedenen Situationen umgeht. Es ist nicht immer leicht ihr zu folgen, da sie manchmal sehr kindlich, dann wieder recht erwachsen wirkt und in ihren Gedanken oft abdriftet.
Sie selbst hält sich für schwach und unscheinbar, wünscht sich so zu sein wie ihre beste Freundin Pola, die sie über alles liebt, der sie sich aber aus Scham nicht anvertraut. Niemand weiß, was zuhause abgeht und niemand soll es erfahren, weil sie sich so unglaublich schämt.
Manchmal wirkt sie abgrundtief verzweifelt, dann wieder hoffnungsvoll. Sie ist eine Heldin, weil sie jeden Tag nach vorne blickt, weil sie alle Hürden immer irgendwie meistert und weil sie sich schließlich doch endlich öffnet.

Die Geschichte, die in Leas Fall ein mehr oder weniger positives Ende nimmt, hat mich emotional gefesselt und nachdenklich gestimmt und das wird sicher noch eine ganze Weile so bleiben.

Fazit:

Mit "Heldentage" gelingt Sabine Raml ein sehr ernstes, emotionales und tiefgründiges Debüt, das den Leser fesselt, das berührt und lange nachhallt.
©Ina's Little Bakery