Rezension

Weggehen und Heimkommen

Kosakenberg -

Kosakenberg
von Sabine Rennefanz

Bewertet mit 3 Sternen

Die Protagonistin Kathleen in Sabine Rennefanz Roman „Kosakenberg“ möchte etwas aus ihrem Leben machen, und die brandenburgische Provinz, die in der Nachwende-Zeit vor allem dazu dient, reichen Westdeutschen billige Ferienhäuser zu ermöglichen, verlassen. Zwar schien ihre Kindheit und Jugend in Kosakenberg halbwegs glücklich, im Haus der Großmutter, mit Garten und Hühnerstall, doch zieht es sie nach dem Abitur in die Welt hinaus. Während ihre Schwester den ungeliebten Ort in Richtung Australien verlässt, und nie mehr zurückkehrt, schafft es Kathleen immerhin nach London , kommt aber immer wieder heim und wird bei jeder Rückkehr an die Vergangenheit erinnert.

Sabine Rennefanz, die mit ihrer Romanfigur die Herkunftsgegend teilt, versucht nach ihrem Bestseller „Eisenkinder“ einmal mehr aufzuzeigen, was bei der Wiedervereinigung in die Hose gegangen ist. Politisch sowohl, als auch menschlich. Kathleen schaut auf ihre Heimat herunter, schämt sich für die Mutter, das alte Haus und ihre ehemaligen Freundinnen, die es nicht „raus“ geschafft haben. Kosakenberg scheint trist, abgehängt vom Rest der Welt, langweilig. Aber auch in London wird Kathleen nicht heimisch. London scheint in Rennefanz Beschreibung eigentlich genauso trist, wie Kosakenberg, bekommen die Leser doch bloß immer mit, in welcher Straße Kathleen lebt, und wie sie ihren Job gestaltet, ansonsten bleibt die brodelnde Metropole nebulös.

Überhaupt macht es Rennefanz einem schwer, wirklich eine Beziehung zu den Protagonisten aufzubauen, ein Gefühl für sie zu bekommen, denn man bleibt beim Lesen immer nur in Kathleens Kopf. Der gesamte Roman schildert die Befindlichkeit einer Frau, die besser sein will, und es trotzdem nicht schafft, sich aus ihrem Heimatdorf zu lösen. Am Ende beneidet sie sogar ihre alte Jugendfreundin für ihre Kompromisslosigkeit und die Stärke, in der Provinz zu verharren, um sich ein kleines Glück zu ermöglichen. 
Das ist zwar alles sehr eindringlich beschrieben, und besonders die Passage über die Hühnereier, das Gold von Kosakenberg, ist wundervoll, aber so ganz geht die Geschichte nicht auf. Zu viel bleibt unerwähnt, Personen verschwinden, oder tauchen auf und laufen irgendwie mit. Ich hätte mir mehr Hintergrund und Zusammenhänge gewünscht. Am Ende steht ein angedeutetes Happy End, und das ist für mich die falscheste aller Möglichkeiten.