Rezension

Weiber!

Weiber -

Weiber
von Toyah Diebel

Bewertet mit 4 Sternen

In Unkenntnis der Person Diebel, dem ziemlich verächtenden Wort "Weib", das zudem in altdeutscher Schrift daherkommt und der Einordnung in die Erotikabteilung auf dem Flohmarkt, war ich einigermaßen skeptisch. Ich griff trotzdem zu, weil mich das Neonorange regelrecht dazu aufforderte.

Was soll ich sagen, ich hab es nicht nur nicht bereut, sondern es in einem Zug durchgelesen.

Nur eine Frau darf andere Frauen als Weiber bezeichnen, zumal wenn mit den 24 Kurztexten, die sämtlich mit Frauennamen benannt sind, keinerlei und doch alle Klischees bedient werden. Toyah Diebel grast ihre Themen quer durch alle Schichten und Altersklassen ab. Von der vermeintlich immigrierten Ausländerin, der Dorfaussteigerin, Trennungswilligen, oder Instagram-Ikone, bis zum Kindergartenkind, welches sich noch als Frau behaupten muss, sind wirklich alle angesprochen, auch die Männer. Letztere spielen nicht immer eine rühmliche Rolle, doch oft sind sie nur Beiwerk in einem von Frauen inszenierten Stück, das von scheinbaren Zwängen und Erwartungen diktiert wird.

Ein buntes Panoptikum von Situationen, in denen sich die Frauen wiederfinden. Diebel stellt dabei keinerlei Forderungen, doch stehen sie gedanklich laut und deutlich hinter jeder einzelnen Geschichte. Erklärungen sind nicht nötig, ja sogar kontraproduktiv. Denn seien wir mal ehrlich, hätte ich mir das Buch genommen, wenn es unter Lebensratgeber einsortiert gewesen wäre?

Kommentare

wandagreen kommentierte am 01. März 2023 um 08:19

oder wenn es nicht knallorange gewesen wäre? Zufallsfunde!