Rezension

Wem kannst du noch trauen?

The Perfect - Patricia Schröder

The Perfect
von Patricia Schröder

Der Inhalt...

Wer ist nur dieser mysteriöse Adam C. Oulay? Das fragen sich wohl tausende von Mädchen, die an dem Casting teilnehmen, um Oulays neue Assistentin zu werden. Besonders Leena, Jazz beste Freundin ist Feuer und Flamme. Dadurch kann sie endlich nach vorne blicken und ihren großen Traum erfüllen! Jazz ist aber alles andere als begeistert, und nimmt nur ihrer Freundin zuliebe an dem Casting teil. Schnell merkt sie: Hier stimmt etwas nicht. Und zwar ganz gewaltig... Wem kannst du noch trauen? Und was bleibt noch, wenn selbst die beste Freundin dir etwas verschweigt?

Die Charaktere...

Jazz, die Hauptprotagonistin der Geschichte ist ein toller Charakter. Sie hat alles was einer guter Charakter braucht: sie ist clever, humorvoll, mutig und zutiefst loyal ihrer Freundin Leena gegenüber. Egal was kam, für Jazz war immer klar: Sie stehen das gemeinsam durch! Das ist vielleicht auch die winzig kleine Sache, die mich an Jazz gestört hat; manchmal war sie mir einfach zu sehr fixiert auf Leena. Immer ging es Jazz darum Leena zum Erfolg zu bringen, dabei hat sie fast schon sich selbst und ihre Bedürfnisse vergessen, beziehungsweise untergestellt. Das fand ich teilweise wirklich schade, da Jazz eine so kluge und sympathische junge Frau war, die mir schnell ans Herz gewachsen ist. Mit einer gehörigen Portion Köpfchen und gesundem Menschenverstand merkt sie natürlich schnell, dass es bei Casting nicht mit rechten Dingen zugeht. Die Grundstimmung dort schien aber auch alles andere als entspannt :D. Den stetigen Konkurrenzdruck stelle ich mir wirklich stressig vor. Vor allem, wenn du als mögliche Gewinnerin aus diesem Casting hervorgehen möchtest. Diesem ganzen Druck hätte ich niemals standhalten können. Im Ernst: Ich hätte mich spätestens nach der zweiten Woche, heulend nach Hause zu meiner Mami verzogen :D.

Mit Leena, Jazz bester Freundin, hatte ich so meine Probleme. Ich empfand sie als ziemlich naiv (sich so kopf- und planlos in ein solches Abenteuer zu stürzen) und teilweise leicht egoistisch. Nur weil Leena nicht alleine zu diesem Casting gehen will, soll Jazz alles stehen und liegen lassen (und ihren Trip nach Australien verschieben), nur um sie zu begleiten. Da konnte ich Jazz Eltern gut verstehen, die sich etwas Sorgen gemacht und ihrer Tochter den Castingbesuch ausreden wollten. Schließlich sollten Jazz und Leena auch mal versuchen auf eigenen Beinen zu stehen. O-Ton der Eltern, den ich hier vollends unterschreiben würde! Versteht mich nicht falsch: Die Freundschaft zwischen den beiden ist wirklich süß und beneidenswert - wer wünscht sich nicht sich vollends auf jemanden verlassen zu können wie die zwei? - und auch ihre eigene Zeichensprache war ein echt witziges Detail zwischen den beiden, aber für meinen Geschmack waren die zwei mir doch etwas ZU abhängig voneinander. Etwas was, meiner Meinung nach, auf Dauer niemandem gut tut. Und dazu lässt Leena ihr eigentlich beste Freundin auch noch fallen wie eine heiße Kartoffel. Kaum sind sie in den Appartements angekommen und in ihre Teams eingeteilt worden, redet Leena kaum noch ein Wort mit Jazz. (Achtung: Spoiler!) Auch wenn Leena als Favourite bestimmt mit ihrer dunklen Vergangenheit konfrontiert und ihr eingebläut wurde, niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen zu erzählen, konnte ich diesen plötzlichen charakterlichen Wandel nicht ganz nachvollziehen, und empfand ihr Verhalten als wirklich egoistisch und gemein. Und auch später bei ihrer gemeinsamen Kollektion, würdigte Leena ihrer Freundin kaum eines Blickes, zog ihr eigenes Ding durch und war voll „im Tunnel“. Boah, im Ernst, spätestens an dieser Stelle hätte ich ein ernstes Wörtchen mit Leena geredet! Wie dermaßen fies ihr Verhalten war, auch wenn es vielleicht auch nicht völlig beabsichtigt war... (Spoiler Ende!) Genau da stellte sich mir die Frage: Wie weit gehen einige eigentlich für den Erfolg...?

Die übrigen Mädchen blieben wie erwartet blass. Logisch, wenn man die Masse an verschiedenen Charakteren bedenkt. Es gab hier da ein paar die ich mehr, manche weniger ins Herz geschlossen haben. Liambiko zum Beispiel, hat mich anfänglich total genervt; ihre Geschichte ließ aber selbst mich nicht völlig kalt ;) Logisch, dass eine Liebesgeschichte auch hier wieder einen Platz findet. In welchem Jugendbuch ist dem mittlerweile nicht so? Erst ließ mich dieses „Techtelmechtel“ sauer aufstoßen; erst recht nach dem ersten, fast schon plumpen Kuss. Mir gefiel die Beziehung zwischen den beiden nicht, vor allem wahrscheinlich, weil ich nicht wusste ob man IHM wirklich trauen konnte, auch wenn er Jazz hier und da ein paar Hinweise gab. Letztendlich muss ich aber sagen, dass auch ich etwas Herzflattern bei den beiden hatte :D. Tja, selbst mich lässt so etwas wohl nicht kalt ^^ Auch wenn ich echt sagen muss, dass diese Sache mit der Maske mich manchmal an so eine SM-Geschichte erinnert haben :D. Jaja, ich weiß, eher weniger passend für ein Jugendbuch! Obwohl Sex in der Geschichte keine ganz so unwesentliche Rolle spielte; eine fast schon ZU präsente an der ein oder anderen Stelle.

Die Geschichte...

Ich gebe zu: Am Anfang war ich noch nicht so begeistert. Es hat sich etwas gezogen, bis es endlich in Fahrt kam. Erst denkt man: Da ist Zickenkrieg und mädchenhaftes Geplänkel doch vorprogrammiert, doch siehe da – ab der Mitte nimmt das ganze eine wirklich spannende und etwas „thrillige“ Wendung. Ja, Mode war ein wichtiges Thema, doch auch psychische Krankheiten, Missbrauch, Internet-Nutzung und viele andere aktuelle und wichtige Themen haben Platz in der Geschichte gefunden. Und hier und da auch mit etwas kritischem Unterton, wie zum Beispiel zur Nutzung von Facebook und Co. Insgesamt konnte mich die Geschichte allerdings nicht komplett vom Hocker hauen. Der Thriller-Anteil gefiel mir gut (vor allem das Ende war sehr rasant und spannend!), allerdings ließ man den Leser, für meinen Geschmack, zu lange warten. Bis auf ominöse und verschleierte Andeutungen – die zwar spannend sind, aber nach und nach echt frustrierend :D – bekam man eben nur wenig mit, was hinter den Oulays und dem ganzen Konzept des Castings stand. Ich muss auch sagen, dass mich das Ende dementsprechend etwas enttäuscht hat. Die letztendliche „Erklärung“ für diese ganze Sache fand ich einfach nicht wirklich zufriedenstellend; zu „einfach“. Und die Szene bei dem Dinner, hat mich vorerst total verwirrt. Erst ganz am Schluss hab ich überhaupt gerafft, was da WIRKLICH passiert ist :D. Das lag aber vielleicht auch einfach an mir. Manchmal schallte ich nicht sehr schnell :D.

Der Schreibstil...

Da hab ich nichts zu meckern ;). Ich mochte den Schreibstil gerne. Locker, leicht und mit ein paar Schmunzlern führt er einen durch die Geschichte!

Das Fazit...

Man hat es schon herausgehört: Vom Hocker gehauen hat mich die Geschichte leider nicht. Ich wurde definitiv gut unterhalten, keine Frage, aber für mich hat das gewisse Etwas leider gefehlt. Ich war etwas enttäuscht vom Ende, auch wenn der Schreibstil und die Charaktere an sich durchaus überzeugen konnten! Ich denke aber Fans von Patricia Schröder kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten. Das wird für mich definitiv nicht das letzte Buch der Autorin sein ;).