Rezension

Weniger eine Komödie als eine traurige Geschichte

Verliebt in Mr. Perfect - Sally Thorne

Verliebt in Mr. Perfect
von Sally Thorne

Bewertet mit 3 Sternen

Darcy und Tom waren in ihrer Kindheit Freunde und Nachbarn, haben aber seit Jahren nur lockeren Kontakt. Heute arbeitet Darcy als freiberufliche Fotografin und abends als Barkeeperin in einer zwielichtigen Kneipe. Tom saniert baufällige Häuser und will sich nun um das Haus kümmern, das Darcy von ihrer Großmutter geerbt hat. Welten treffen aufeinander - sie chaotisch und bestimmend, er hingegen ruhig und bedächtig. Und als er bekennt, dass er seine Verlobung mit Megan gelöst hat, gibt es kein Halten mehr für Darcy. Endlich will sie das wahrmachen, wovon sie seit ihrer Jugend träumt.

Nachdem ich die tollen Bewertungen zu Sally Thornes Erstlingswerk „Küss mich, Mistkerl“ gelesen hatte, freute ich mich sehr, dass ich für ihr neues Buch ein Rezensionsexemplar bekommen konnte. Und nun stehe ich da und bin enorm verwirrt. Kann es wirklich sein, dass das zweite Buch einer Autorin so anders ist als erwartet? Liegt es an mir, dass ich den so angepriesenen Humor nicht verstehe? Und dass ich in dem vorliegenden weniger eine Komödie als eine traurige Geschichte sehe? 

Darcy ist eine der Frauen, die mich von der ersten Seite an wahnsinnig genervt haben. Man sieht natürlich, dass ihre sarkastische Art und ihr Wunsch, Menschen auf Abstand zu halten, nur eine Form des Selbstschutzes ist. Sie hat die halbe Welt bereist, aber letztlich war es immer eine Flucht, wenn es in irgendeiner Form kompliziert wurde. Sie trägt viel Ballast mit sich herum, nicht zuletzt auch durch die komplizierte Beziehung zu ihrem Zwillingsbruder Jamie. Denn der war immer Toms bester Freund, eine Rolle, die sie gern gehabt hätte. 

Mancher mag Darcy als echt empfinden, als unverfälscht. Ich finde sie eher anstrengend in ihrem Selbstmitleid, in ihrem Zynismus. Sie leidet an Herzrhythmusstörungen und wird bald einen Schrittmacher benötigen, aber es fällt mir schwer, Mitgefühl für sie zu entwickeln. Ihre inneren Monologe, die viele Seiten des Buches dominieren, empfinde ich weniger witzig als schwach.

Tom ist ein Charakter, dem ich genauso wenig nahe gekommen bin. Seine ruhige, immer verständnisvolle, manchmal schon stoische Art macht es schwer, ihn zu verstehen. Sicher stellt er den klassischen Gegenpart zu Darcy dar, genau die Art von Partner, den sie braucht. Dennoch bleibt er für mich zu farblos. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Story aus beider Sicht erzählt wird. 

Weitere Akteure sind nur noch Darcy Zwillingsbruder Jamie, der so ziemlich der unsympathischste   Mann unter der Sonne ist und ihre beste Freundin Truly, die aber offensichtlich nicht ganz aufrichtig ist. Jamie ist mindestens so ichbezogen wie seine Schwester und natürlich liebt er sie auf seine Art. Wenn aber jemand so mit mir sprechen würde, wie er mit ihr - in meinem ganzen Leben würde ich nie wieder ein Wort mit ihm wechseln. Geschwister hin oder her. Auch die irgendwann kommende Versöhnung hat mich nicht völlig überzeugt. 

Insgesamt war es für mich ein schwieriges Buch und oft ein Kampf mit dem Wunsch, es einfach wegzulegen. Ich hatte Probleme mit dem Schreibstil, mit den Protagonisten, mit der Länge und nicht zuletzt mit meinen Erwartungen. Trotzdem werde ich Sally Thornes Erstling noch lesen, denn ich hoffe, dass all die begeisterten Leser sich da nicht geirrt haben.

Herzlichen Dank an den MTB Verlag und an NetGalley für das Rezensionsexemplar. Man kann unschwer erkennen, dass es meine ehrliche Meinung nicht beeinflusst hat.