Rezension

Wer ist der Dieb?

Das Phantom der schwimmenden Schule - Elke Pfesdorf

Das Phantom der schwimmenden Schule
von Elke Pfesdorf

Bewertet mit 4 Sternen

Silas ist 12 Jahre alt, als ihn seine Eltern, die als Missionare in Kolumbien arbeiten, nach Deutschland auf eine Schule schicken. Diese Schule ist etwas Besonderes, denn sie ist auf zwei ehemaligen Schiffen untergebracht und nimmt vorwiegend die Kinder von Missionaren auf.

Es ist Silas` erste Nacht, als er aus dem Schlaf gerissen wird, einen Schwimmring und einen Sack übergestülpt bekommt und sich kurze Zeit später an Deck wiederfindet. Von ihm wird eine Mutprobe verlangt.

Auch der nächste Tag bringt für Silas einige unangenehme Überraschungen. Weil verschiedene Sachen aus den Kajüten verschwunden sind, bezichtigen mehrere Schüler Silas als einzigen Neuling des Diebstahls.

Die Autorin hat ein spannendes Kinderbuch geschrieben. Die Protagonisten werden gut charakterisiert.

Silas hat Heimweh. Die Ereignisse des ersten Tages bestärken ihn in seinem Wunsch, die Schule zu verlassen. Am zweiten Tag hat er es satt, nur benutzt zu werden, und wird selbst aktiv. Hubi, der sich eigentlich um Silas kümmern soll, ist ein sehr zwiespältiger Charakter. Er ist für jede Dummheit zu haben, lässt aber gern andere die Suppe ausbaden. Andererseits spielt er sich als Chef im Ring auf. Anna wirkt ausgleichend zwischen den verschiedenen Gruppen. Sie tritt konsequent gegen Ungerechtigkeit auf und verteidigt Silas.

Der Schriftstil des Buches lässt sich gut lesen. Die Gespräche sind kindgerecht. Nur mit den Verhalten der Erwachsenen war ich nicht immer glücklich. Manche Regeln werden streng durchgesetzt, andere Dinge großzügig übersehen, Ungerechtigkeiten zwar gerügt, aber nicht unterbunden. Die Kinder gestalten eigene Radiosendungen. Dort werden ab und an Gleichnisse aus der Bibel zu Gehör gebracht. Es ist aber noch nicht im täglichen Leben angekommen, dass man daraus lernen und sich entsprechend verhalten sollte. Gut wiedergegeben werden die Emotionen der Kinder. Silas` Angst in der ersten Nacht, sein Mitgefühl mit anderen, Annas Hilfsbereitschaft und Hubis Ehrgeiz gehören dazu. Neue Wortschöpfungen wie Steuermannmützenkleiderhaken sorgen für Humor. Realistisch wird dargestellt, wie Silas nach und nach auch innerlich in der Schule ankommt. Vielfältige Begriffe der Seemannssprache durchziehen die Handlung. Sie werden im Anhang erläutert.

Die Kapitelnummern stehen im Steuerrad, am unteren Rand jeder Seite schwimmt ein Schiff.

Das Cover mit den Jungen und dem Schiff stimmt auf die Handlung ein.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es berührt die Themen Freundschaft und Vertrauen, Eigeninitiative und Gemeinschaftssinn.