Rezension

Wer Thriller mag, wird Farbenblind lieben

Farbenblind
von Colby Marshall

Dr. Jenna Rameys Gehirn besitzt eine seltene Eigenart in der Wahrnehmung, durch die ihre Eindrücke farblich aufblitzen: Rot kann Zorn bedeuten, Liebe oder Kraft. Doch Jenna ist imstande, diese plötzlichen Assoziationen zu nutzen, um aus Personen und Situationen zu lesen wie niemand sonst. Nun hat das FBI den Massenmörder Isaac Keaton festgenommen und die forensische Psychiaterin zu Hilfe gerufen. Im Verhör erfährt sie, dass er es – ob hinter Gittern oder nicht – in der Hand hat, noch mehr Unschuldigen Leid zuzufügen, und besessen davon ist, auch sie unter Kontrolle zu bringen. Jenna allein kann mit ihrem einzigartigen Feingespür verhindern, dass Keatons Drohungen Wirklichkeit werden ... (Kurzbeschreibung von www.amazon.de)

"Farbenblind" ist ein Roman der Autorin Colby Marshall und ist der erste Teil einer Reihe. Eigentlich lese ich ja recht gern mal einen Thriller, allerdings kam dies in der letzten Zeit eigentlich eher seltener vor, weswegen ich sehr neugierig auf diesen Titel war, der vor kurzem im Heyne Verlag erschien.
Hauptprotagonistin dieses Romanes ist Dr. Jenna Rameys, eine forensische Psychiaterin, die als Beraterin für das FBI tätig ist. Direkt zu Beginn stellt sich schnell heraus, dass Jenna einer nicht ganz normalen Familie entstammt, denn Jenna's Mutter ist ein Psychopathin, die ihre Ehemänner ermordet hat und auch versucht hat, Jennas Bruder, sowie ihren Vater zu ermorden. Glücklicherweise erfolglos. Nun sitzt sie in der geschlossenen Psychiatrie... vorerst. 
Als Jenna nun zum Verhör von Isaac Keaton hinzugerufen wird, einem Massenmörder, trifft sie auf einen klugen Mann, der alle Fäden in der Hand zu halten scheint. Nicht nur, dass er sich freiwillig verhaften ließ, er fragte auch direkt nach Jenna - eigentlich keine Seltenheit, denn Jenna ist berühmt, in ihren Kreisen, doch irgendetwas macht sie misstrauisch. Keaton ist zu abgebrüht, zu clever. Doch was verbirgt er und vor allem: was versucht er zu erreichen?
"Farbenblind" ist ein komplex gestalteter Thriller mit mehreren Handlungssträngen, die erst etwa in der Mitte des Buches langsam beginnen, sich zu verknüpfen. Was zu Beginn noch etwas undurchsichtig wirkte, wird immer klarer und aus einem verstrickten Konstrukt wird eine Meisterleistung des Ideenreichtums. Durch die verschiedenen Stränge der Geschichte, die sich erst später zu einem ganzen Verflechten, bleibt es unmöglich, vorherzusehen was passiert, was die Geschichte nicht nur zu einem wahre Page-Turner macht, sondern die Spannung immens erhöht und das Köpfchen des Lesers heiß laufen lässt - weil er versucht, das Wirrwarr zu entknoten. Die Charaktere sind unglaublich sympathisch und besonders Jenna mochte ich sehr gerne. Ihr Vertrauter - und Vater ihres Kindes - Hank, war mir nie so richtig sympathisch und ich konnte mit ihm konnte nie so recht warm werden, aber er ist ein zuverlässiger und kompetenter Polizist, der stets das tut, was er muss. 

Sehr spannend fand ich übrigens auch Jennas bestehende Farbsynästhesie, bei der ich sehr lange dachte, dass dies nur der Fantasie der Autorin entsprungen sei. Durch Zufall las ich jedoch, dass die Autorin selbst diese Farbsynästhesie hat - womit diese andere Form der Wahrnehmung nicht nur einer Idee entsprang, sondern tatsächlich existiert! Ich persönlich kann mir das jedoch fast nicht vorstellen, weswegen ich die Ausführungen dessen umso interessanter fand! Am Ende der Rezension werde ich einen kurzen Auszug aus Wikipedia anfügen, der ein wenig Licht ins Dunkel bringen dürfte :)

Insgesamt kann ich euch diesen wahnsinnig spannenden Thriller nur empfehlen und ich bin schon sehr gespannt darauf, ob bald ein Teil 2 davon erscheinen wird - wovon man jedoch ausgehen kann, wenn man das Ende des Romanes bedenkt! Fazit: Wer Thriller mag, wird "Farbenblind" lieben.

"Bei der Graphem-Farb-Synästhesie lösen Grapheme wie Buchstaben oder Zahlen die synästhetischen Farben aus. Dies ist eine Synästhesieform, die zu den bislang am besten untersuchten Synästhesien gehört. Ihr Vorkommen in der Bevölkerung wird auf ungefähr ein Prozent geschätzt. Bei dieser Synästhesieform wurden große interindividuelle Unterschiede in Bezug auf das Erleben des farbigen Concurrents festgestellt (Associater, Projector). Die Graphem-Farb-Synästhesie ist bei manchen Synästheten mit der Sequenz-Raum-Synästhesie verlinkt. Dies äußert sich in einer räumlichen Vorstellung von farbigen Zahlen oder von farbigen Buchstaben des Alphabets." (Quelle: Wikipedia)
Wertung: 5 von 5 Sterne!