Rezension

Wieder ein Meisterwerk

Mein Leben als lexikalische Lücke -

Mein Leben als lexikalische Lücke
von Groh Kyra

Bewertet mit 5 Sternen

Kyra Groh ist eine meiner liebsten deutschen Autorinnen. Ich habe noch nicht alle ihrer Bücher gelesen, aber schon ein paar und die haben es mir alle angetan. Ich kann euch ihre Bücher echt empfehlen, wenn ihr tiefgründige Storys gepaart mit humorvollen und heiteren Aspekten gerne lest. Letztes Jahr hat Kyra ihr erstes Jugendbuch “Sicherheit ist eine verdammt fiese Illusion” veröffentlicht und nun mit “Mein Leben als lexikalische Lücke” ihr zweites. Die beiden Bücher hängen nicht zusammen, man kann sie unabhängig voneinander lesen, allerdings sind die Protagonisten aus “Sicherheit ist eine verdammt fiese Illusion” hier Nebencharaktere. Ich habe Kyras erstes Jugendbuch aber auch (noch) nicht gelesen und ich hatte überhaupt keine Probleme. 

 

Ich habe schon langen ichts mehr zum Cover bei einem Buch geschrieben, aber hier muss ich kurz ein paar Worte verlieren. Erstens ist “Mein Leben als lexikalische Lücke” mein erstes gelbes Buch im Schrank, aber es ist auch einfach noch so wunderschön. Ich finde das Cover passt perfekt zur Geschichte und spiegelt ein Jugendbuch wieder. Aber auch mir gefällt es sehr gut, auch wenn ich nicht wirklich zur Zielgruppe gehöre :D

 

Kyras Schreibstil konnte mich wieder komplett abholen. Ihr Schreibstil ist wirklich außergewöhnlich. Sie schafft es  mit jeder Seite mich mehr in die Geschichte zu ziehen, sodass ich es kaum merke, dass ich kein wirklicher Teil der Handlung bin. Ich habe mich so mit Jule und Ben verbunden gefühlt, was mir super gut gefallen hat. Kyra schafft es immer, den angenehmen Wechsel zwischen ernsten und tiefgründigen Themen und auf der anderen Seite humorvollen Aspekten realistisch hinzubekommen, sodass die Geschichte sich total echt anfühlt. Ich bin es schon von Kyra gewohnt, dass ihre Kapitelüberschriften oder Kapitelanfänge außergewöhnlich sind und auch hier schafft sie es wieder mich zu begeistern. Am Anfang eines jeden Kapitels steht ein anderes Wort und dessen Bedeutung. Bis auf eins habe ich davon noch kein einziges jemals gehört oder gelesen. Es ist total schön, dass sie außergewöhnliche Worte diese außergewöhnliche Geschichte von Jule und Ben perfekt beschreiben. 

 

Jule und Ben haben sich direkt auf den ersten paar Seiten in mein Herz geschlichen. Beide sind Charaktere mit Ecken und Kanten und echten Problemen. Ben hat eine sehr religiöse Mutter, dessen Überzeugung er aber leider nicht teilt. Er fühlt sich eingeengt von ihr, traut sich aber nicht, ihr das auch zu sagen. Er kennt seinen Vater nicht, weshalb ihm ein Teil seiner selbst fehlt. Nach außen hin meint man, dass er sich damit abgefunden hat, aber man merkt schnell, dass er immer noch nach diesem Teil sucht. Mir hat es sehr gut gefallen, dass ich ihm seine Gefühle und Gedanken anmerken konnte. Ich habe gemerkt, wie sehr er den Job im Krankenhaus mag, obwohl er es eigentlich “nur” für seinen Vater macht, da er glaubt, dass dieser Arzt ist. Trotz seiner anfänglichen Schwierigkeiten blüht er in dem Praktikum im Krankenhaus richtig auf und findet sich dort relativ schnell ein.

Auch Jule hat Schwierigkeiten mit ihrer Familie. Sie wünscht sich von ihnen mehr Offenheit gegenüber Themen, die ihr wichtig sind. Da sie das Gefühl hat, dass sie ihre Gedanken nicht mit ihnen teilen kann, frisst sie alles in sich hinein, ohne jemals mit einem über ihre Gedanken zum Thema Klimawandel oder vegetarischer Ernährung zu sprechen. Zum Glück hat Jule Freunde, die dieselben Werte teilen. Zusammen mit ihnen geht sie auf Friday for future Demos und verkauft selbst bedruckte Jutebeutel. Ich konnte Jule eine Entwicklung anmerken. Im Verlauf des Buches wird sie immer selbstbewusster und steht für ihre Gedanken ein. Ich fand es total schön, dass sie sich mit ihren Eltern ausgesprochen hat und diese ihre Gedanken sogar akzeptiert haben. 

Die Beziehung zwischen den beiden hat mir wahnsinnig gut gefallen. Obwohl die beiden erst 18 und 16 Jahre alt sind, ist ihre Beziehung total tiefgründig und die beiden reden auch über ernste Themen und ihre Probleme. Ich denke, dass man auf diesem Aspekt eine gute Beziehung aufbauen kann, weshalb ich es den beiden auch total abgekauft habe, dass sie sich zueinander hingezogen gefühlt haben. Ich fand es total süß, dass beide in Sachen Beziehung noch ein bisschen unbeholfen waren und Ratschläge von ihren besten Freunden bekommen haben. 

 

Mir hat das Buch wahnsinnig gut gefallen und ich weiß, warum ich Kyras Bücher immer kaufen werde, ohne mir überhaupt vorher den Klappentext durchgelesen zu haben. Kyra schafft es ernste und wichtige Themen so zu verpacken, dass man beim Lesen darüber nachdenkt, ohne es überhaupt zu merken. “Mein Leben als lexikalische Lücke” bekommt von mir ⭐️⭐️⭐⭐️⭐ Sterne.