Rezension

Mein Leben als lexikalische Lücke

Mein Leben als lexikalische Lücke -

Mein Leben als lexikalische Lücke
von Groh Kyra

Bewertet mit 4 Sternen

Coming of age in der heutigen Zeit

‘*‘ Meine Meinung ‘*‘
Nachdem ich auf Astis Hexenwerk so eine begeisterte Rezension zu dem Buch gelesen hatte, habe ich es mir von ihr ausgeliehen. Jetzt ist die Frage, bin ich auch so begeistert von dem Buch?
Klarer Fall von „Jein“. Ja, ich finde es gut, dass „Fridays for Future“, Rassismus und die typischen Probleme der allmählich erwachsen werdenden Teenager aufgegriffen werden. Also „erste Liebe“, „gespaltenes Verhältnis zu den Eltern“, „zerstörte Träume“, „Zoff in der Clique“ und so weiter. Aber irgendwie fand ich nicht so richtig in die Story. Liegt es daran, dass meine Teenagerzeit definitiv anders war und schon ziemlich lange her ist? Diese Frage kann ich mit einem klaren „Ja“ beantworten. Aber das fühlte sich noch nicht komplett für mich an. Und nachdem ich jetzt fast einen Monat überlegt habe, ging mir auf, dass es mich auch nervte, dass die Beschreibung der Familien und Umstände sehr klischeehaft und einseitig waren. Auf der einen Seite die alleinerziehende, flippige Mutter, die ihre Tochter und deren Freunde bei allem unterstützt und mehr Freundin denn Mutter ist und auf der anderen Seite die „traditionelle“ Familie. Hier hat der Vater das Sagen, die Mutter springt und der Vollpfosten-Bruder droht in die Nazi-Szene abzurutschen. Nicht zu vergessen, die alleinerziehende, total religiöse Mutter, die in ihrem Sohn ihren Lebensinhalt sieht und ihn passiv-aggressiv manipuliert. Es waren einfach zu viele Themen, die aufgegriffen wurde.
Realistisch fand ich das Freundschaftsgefüge. Die selbstbewusste Freundin, die die Clique und alle in ihrer Umgebung dominiert und die Introvertierten mit ihrer Energie einfach „überfährt“.
Die Story wird abwechselnd aus Jules und Bennis Sicht erzählt. Diese beiden Handlungsstränge wurden sehr gut miteinander verwoben. Die Entwicklung der beiden wurde nachvollziehbar beschrieben und auch das Wachsen mit- und aneinander kam gut rüber. So für die beiden ihre Welt klarer und sie trauten sich auch endlich, dafür einzustehen.
Ich nehme es mal vorweg, das Ende verlief dann für mich zu rund und glatt. Viele Probleme klärten sich einfach und ich hätte es besser und realistischer gefunden, wenn mindestens 50 % in der Schwebe geblieben wäre. Nicht, um eine Fortsetzung zu forcieren, sondern um zu zeigen, dass sich nicht alles in Luft auflöst, wenn man darüber redet oder lange genug abwartet.
Alles wurde in einem locker-leichten Schreibstil präsentiert und so fliegt man durch die Seiten. Da sich Jule und Benni besondere Worte schicken, besitzen auch viele Abschnitte zu Beginn „Besondere Worte“. Zum Beispiel „Petrichor: Substantiv, griechisch: der Geruch von Regen auf trockener Erde“. Diese Worte gefielen mir gut und ich konnte noch was lernen.
Ich vergebe wohlwollende 4 Lücken-Sterne, weil das Buch für die Zielgruppe „junge Erwachsene“ gut geeignet ist und diese zum Nachdenken anregt.

‘*‘ Klappentext ‘*‘
Benni macht ein Praktikum im Frankfurter Krankenhaus und hat Angst, dass er es nie schaffen wird: Blut abzunehmen, vom nerdigen Benni zum coolen Ben zu werden, den allgegenwärtigen Kruzifixen in der beengten Wohnung seiner Mutter zu entkommen. Eingeengt fühlt sich auch Jule, und zwar von dem Weltbild ihrer Eltern. Denn die haben absolut kein Verständnis für vegane Ernährung, Freitagsdemonstrationen oder Anti-Rassismus-Plakate. Und sie würden schon gar nicht verstehen, dass ihre Tochter eigene Ideale vertritt und Teil einer Veränderung sein möchte, die die Welt so dringend braucht. Als die beiden innerlich zerrissenen Teenager aufeinandertreffen, wird ihr Leben bunter, komplizierter, aber auch so viel erträglicher!