Rezension

Witzig, zynisch, kurios

Die Gottespartitur - Edgar Rai

Die Gottespartitur
von Edgar Rai

Bewertet mit 4 Sternen

Sehr kurios, dieses Buch.
Gabriel, in erfolgreicher Literaturagent Anfang 50, ist mit seinem Leben unzufrieden und hat eine Sinnkrise. Sein beruflicher Erfolg gibt ihm nichts, Familie hat er nicht, Beziehungen will er nicht. Wozu lebt er überhaupt?

Als ein 17jähriger Priesterseminarist ihm ein Exposee überreicht, in dem er darlegt, dass er einem Beweis für die Existenz Gottes auf der Spur ist, und dieser Seminarist zwei Tage später tot aufgefunden wird, ist Gabriels Interesse geweckt. Er versucht herauszufinden, was passiert ist, und was dieser Gottesbeweis wohl sein soll. Ist dieser Beweis etwa tödlich?

Als überzeugter Atheist geht er diese Untersuchung mit einigem Zynismus an. Er glaubt nicht an die Existenz Gottes, deshalb kann ihn auch kein Gottesbeweis töten. Und falls er sich geirrt hat, weiß er Bescheid und ist tot. Dann ist das eben so.

Dieser Zynismus zieht sich durch das ganze Buch. Bisweilen ist es sehr witzig, obwohl es um ein ernstes Thema geht. Gabriels Blick auf seine Umgebung ist schonungslos.
Dieses Buch ist eine spannende Mischung aus einer Millieustudie zur Literaturszene und einem Thriller mit religiös-philosophischem Hintergrund. Ich habe es mit großem Vergnügen gelesen, auch wenn es am Anfang etwas zäh ist. (Eingangs hadert er etwas lange mit sich und der Welt, aber das gibt sich dann.)
Das Cover hat allerdings die goldene Himbeere verdient. Es spiegelt so gar nichts von dem Witz wieder, den das Buch besitzt. Ohne ausdrückliche Empfehlung hätte ich es noch nicht mal angesehen.

Trotzdem: Ein tolles Buch für alle, die Zynisches mögen und Lust auf "mal was ganz anderes" haben.