Rezension

Wo bleibt Freundschaft und Magie?

WITCH - Das Herz der Freundschaft -

WITCH - Das Herz der Freundschaft
von Walt Disney

Bewertet mit 3 Sternen

Schon als Kind war ich ein großer W.I.T.C.H. Fan und auch als Erwachsene lese ich immer noch begierig die Neudrucke der alten Comics. Dementsprechend war ich besonders gespannt darauf, was man in einer kompletten Neuinterpretation mit der Geschichte und den Charakteren machen wird.

Diesmal wurden die W.I.T.C.H. in unsere Zeit gebracht. Jedoch ist dies nicht alles, was sich an der Geschichte verändert hat. Auch charakterlich wurden manche der Mädchen hier komplett anders dargestellt und an der Handlung hat sich auch einiges verändert. Dies ist jedoch nichts, was die Geschichte schlechter oder besser als das Original machen würde. Besonders für neue Leser, die hiermit angesprochen werden sollen, sollte das keine Rolle spielen. Alte Leser könnten davon eher abgeschreckt werden, jedoch sind diese auch nicht die Zielgruppe.

Was von größerer Wichtigkeit ist, ist jedoch die Freundschaft der Mädchen. Denn genau diese stand schon immer im Fokus der W.I.T.C.H..
Leider fehlt dem Comic jedoch die Zeit, diese Freundschaft richtig aufzubauen.
Es geht alles sehr schnell, da man auf wenigen Seiten sehr viel Handlung unterbringen musste. Dadurch fällt es einem schwer, den Mädchen, diese Freundschaft und den Zusammenhalt wirklich zu glauben. Abgesehen davon kommen auch die Beweggründe der Charaktere etwas zu kurz, beziehungsweise wirkt alles sehr oberflächlich. Das merkt man alleine schon daran, dass als eine der Charaktereigenschaften der Protagonistin aufgezählt wird, dass sie gerne den Sprachassistenten ihres Smartphones verwendet, als ob einem keine wichtigeren Eigenschaften von Will eingefallen wären. Etwas mehr Charaktertiefe und mehr Zeit für den Aufbau der Freundschaft der Mädchen wäre hier schön gewesen.

Abgesehen davon bleibt auch die Magie, was neben der Freundschaft wohl der wichtigste Aspekt der W.I.T.C.H. ist, viel zu sehr auf der Strecke. Dieser Aspekt wird erst sehr spät in die Geschichte eingeführt und auch das Entdecken der Kräfte passiert wieder viel zu schnell. Insgesamt fühlt sich alles einfach so viel weniger magisch an, als es im Original der Fall ist.
Ich denke, mit der doppelten Anzahl der Seiten hätte genau die gleiche Geschichte viel besser erzählt werden können. So bleibt sie leider nur mittelmäßig.

Was im Gegensatz sehr gut gelungen ist, sind die Zeichnungen. Diese passen hervorragend zu der Geschichte und sind wunderschön anzusehen. Auch die Emotionen der Charaktere werden auf den einzelnen Panels gut dargestellt. Die Zeichnungen alleine retten sehr viel von der eher flachen Geschichte. Bedauerlicherweise reicht das alleine jedoch auch nicht dafür aus, die Geschichte gutzumachen.

Abgesehen davon finde ich, dass ein Hardcover für die eigentliche Zielgruppe, welche sehr jung ist, eventuell die falsche Wahl war. Denn die bald erscheinenden Taschenbücher der alten W.I.T.C.H. sind für junge Leser sicherlich mehr erschwinglich.
Ein Vorteil an diesem Band ist, die Geschichte ist in sich abgeschlossen. Zudem sind die Zeichnungen wirklich sehr schön. Leider reicht das alleine jedoch nicht aus, um an alte Qualität anzuknüpfen, deshalb bleibt es bei einem eher kurzem und mittelmäßigem Lesevergnügen.