Rezension

Wohlfühlroman mit Niveau

Schäfchensommer - Beate Rygiert

Schäfchensommer
von Beate Rygiert

"Schäfchensommer" von Beate Rygiert ist ein Wohlfühlroman mit Niveau. Es hat von der ersten bis zur letzten Seite gut getan diesen Roman zu lesen.

Der Schreibstil ist toll. Einerseits vermittelt er anschaulich viele Fakten über das Leben als Schäferin, das Verhalten und die Pflege von Schafen, die Ausbildung von Herdenhunden, das Leben auf einem abgeschiedenen Hof, die Natur des Schwarzwaldes, die gesellschaftliche Akzeptanz von Schäfern und noch einiges mehr. Andererseits entstehen durch die wunderschönen, schwärmerischen Natur- und Landschaftsbeschreibungen großartige Bilder, die zum Träumen einladen. Zudem werden auf wunderbar realistische Weise die Charaktere beschrieben, so dass es große Freude macht, deren Entwicklung und Emotionen zu verfolgen und mit ihnen mitfiebern und mitzufühlen.

Gut gefällt es mir auch, dass die Geschichte im Wechsel aus Elkes und Zoes Perspektive erzählt wird. Die beiden stehen im Zentrum der Ereignisse, wobei auch den Nebencharakteren eine entscheidende Rolle zukommt und ihnen viel Platz eingeräumt wird.

Elke ist eine Schäferin mit Herz und Seele. Ihre Einstellung gegenüber ihren Tieren, der respektvolle Umgang mit ihnen und auch ihre große Liebe zur Natur, haben mich sofort für sie eingenommen. Eine Beschreibung über ältere Schafe in ihrer Herde fand ich ganz zauberhaft: "Dabei waren sie doch Königinnen im Ruhestand, [..] die viele Jahre lang gemeinsam mit ihren Töchtern treu mit ihr zusammengearbeitet hatten." Mit ihrer direkten Art schafft sie es allmählich einen Zugang zu Zoe zu finden, jedoch ist diese wie weggeblasen, wenn es um ihre große Liebe Chris geht und sie schafft es nicht offen über ihre Gefühle zu reden. Ihre Gefühle und Verhaltensweisen waren gut nachvollziehbar und sehr menschlich.

Zoe lernt man ebenso schnell schätzen. Sie hat ein Herz aus Gold, das sie mit ihrem widerspenstigem Verhalten zu schützen versucht. Ihr Papa macht es ihr leider auch nicht gerade leicht und findet keinen Zugang mehr zu Zoe. Die Entwicklung von ihr ist sehr schön beschrieben. Es ist kein plötzlicher Sinneswandel, sondern eine allmähliche Entwicklung mit kleinen Rückschlägen und kleinen Erfolgen.

Bärbel, die Mama von Elke und Julia, ihre Schwester sind nette, bodenständige Frauen. Besonders Bärbel strahlt eine so große Wärme und Herzensgüte aus, dass man sich auch als Leser sofort geborgen fühlt.

Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein Rat von Elkes Papa:" Habe niemals Angst vor Veränderungen. [...] Wenn etwas zu Ende geht, kommt etwas Neues. [..] Veränderungen sind immer eine Chance. Und es hängt von dir ab, ob es gut wird oder nicht." So eine tolle Aussage!

Ich finde das Ende sehr schön und stimmig. Es klärt sich einiges und alle bekommen die Chance ihr Glück zu finden. Dabei ist es jedoch nicht kitschig oder romantisch verklärt. Ein Wohlfühlroman mit Niveau!

"Schäfchensommer" von Beate Rygiert hat mir wunderbar gefallen und gut getan. Eine klare Leseempfehlung für alle, die gern einen entspannten Roman für's Herz lesen wollen, der dennoch Tiefe hat.