Wortwitzige Erzählung eines Mannes, der sich die Welt schön redet und sich selbst gern als Held sieht!
Bewertet mit 4 Sternen
Dieses Buch erzählt die Lebensgeschichte von Gustav Bülow, der inzwischen als bettlägeriger alter Mann am Ende seines Lebens angelangt ist und einen Rückblick über sein bisheriges Leben hält.
Man erfährt wie er einerseits ganz real in verschiedenen politischen Systemen unter Hitler und später in der DDR lebt, andererseits auch in seiner eigenen Welt mit Geschichten seinen Idealen hinterher läuft. Er malt sich seine eigene Fantasiewelt, in der die Grenzen zwischen echtem Leben und Wunschdenken verschwommen sind.
Diese Texte Gustavs sind durch ein anderes Schriftbild im Buch deutlich gemacht und machen den besonderen Reiz dieses Buches aus.
In Gustavs Fantasie erlebt er Abenteuer am Yukon, ist in Russland in Kriegsgefangenschaft, hat eine Freundschaft mit Wölfen oder erlebt ein amoröses Abenteuer in hohem Alter.
Unweigerlich folgt man den Geschichten, aus denen Gustav immer als Held hervor geht. Dabei weiß man als Leser längst, das Gustav neben seiner erzählerischen Gabe eigentlich ein Aufschneider und Hochstapler ist. Seine Lebensschmach versucht er mit einer heldenhaften Selbstdarstellung zu überdecken. Peinliche Erlebnisse oder Misserfolge werden immer wieder mit einer neuen Geschichte beantwortet, die das Heldenbild von Gustav Bülow wieder geraderückt.
Mich erinnern diese Fantasiegeschichten sehr an die legendären Erzählungen von Karl May, auch wenn dort die Helden nicht Gustav heißen.
Besonders hervorheben muss ich den wundervollen Schreibstil Wolf Kampmanns. Er spielt mit den Worten und baut bildreich abenteuerliche Szenen wortgewandt nach. Der gehobene Erzählstil hat mit viel Wortwitz Gustavs Leben bereichert und mich amüsiert. Erwähnen möchte ich hier besonders die wissenschaftliche Spezies "Ploppidae Bülow" (S. 282).
Auch stilistisch ist dieses Buch gut aufgebaut. Die zeitliche Einordnung ist gelungen mit der Handlung verwoben und man sieht sich als Leser im 2. Weltkrieg und in der nachfolgenden DDR Zeit wieder.
Wer Lebensgeschichten mag, geschichtlich interessiert ist und auch Fantasiereisen nicht abgeneigt ist, dem kann ich diesen Roman nur empfehlen.