Rezension

Wunderbare ironische Worte…in einer nicht ganz durchgängig guten Geschichte….

Zum Glück Pauline - David Foenkinos

Zum Glück Pauline
von David Foenkinos

Super Schreibweise, die aber leider nicht über die Längen in der Geschichte völlig hinwegtröstet….

Dem Helden in David Foenkinos’ neuem Roman ist sofort klar, dass etwas nicht stimmt: rasende, unerklärliche Rückenschmerzen plagen ihn und gehen nicht mehr weg. Es beginnt, begleitet von Ängsten und quälenden Phantasien, die übliche medizinische Ursachenforschung, Notfallklinik, Orthopädie, Röntgenpraxis und immer warten, warten, warten. Aber auch die Kernspintomographie liefert nur nebulöse Resultate und vielleicht hat die seltsame Magnetfeldtherapeutin doch recht, es ist gar nichts Körperliches. Denn unser von Schmerzen heimgesuchter Erzähler mag ein Häuschen in einem Vorort von Paris haben, zwei nette Kinder, eine reizende Frau und einen anständigen Beruf in einem bedeutenden Architekturbüro, aber das ist alles nur Fassade. In der Firma wird er übel gemobbt, Élise, die Frau, will sich scheiden lassen, zu den Kindern hat er den Kontakt verloren und die Eltern haben ihn noch nie gemocht. Zeit, ein paar Knoten aufzulösen. In der Firma fängt unser Held als Erstes an, und zwar durchschlagend. Komisch, sensibel, mit Feingefühl und Ironie erzählt David Foenkinos davon, wie sein Protagonist sein ganzes Leben umkrempeln muss und dabei nicht nur eine neue Existenzgrundlage, sondern auch eine neue Liebe findet.

Was soll ich sagen? Zunächst war ich absolut begeistert von der Geschichte, die sich um den Protagonisten herum rankt. Eine absolut treffende, wunderbar ausgesuchte Wortwahl, die mich durch die häufige Ironie ungemein anspricht.

Von den Formulierungen her kann ich mir kaum etwas besseres wünschen.

"Mal ehrlich, was gefällt dir an ihm?"

"Die Art, wie er von meinen Backenzähnen spricht…".

"Was mich betrifft, so kann ich im Flugzeug nicht schlafen. Ich brauche zum Schlafen ein Bett. Aber ich finde es faszinierend, dass es Leute gibt, die im Sitzen schlafen können. Mir erscheint das so abwegig wie im Liegen gehen."

"Zu der Angst vor dem Untersuchungsergebnis gesellte sich die Angst, ein schlechter Patient zu sein. Kranke wollen immer beweisen, dass sie gute Kranke sind." 

Doch leider wurde das hohe Niveau des Anfangs in meinen Augen nicht dauerhaft gehalten. Die Geschichte wies in der Hälfte des Buches einige Längen auf, irgendwann stellte ich mir die Frage, wer denn nun eigentlich diese Pauline sei, die im Titel genannt ist. Denn lange Zeit war sie (namentlich) überhaupt nicht präsent.

Zwar entwickelte sich die Geschichte um den armen, von Rückenschmerzen geplagten Protagonisten auf Dauer auf ganz interessante Weise - auch die Charaktere in seinem Umfeld sind wirklich ansprechend - aber ich wartete nur darauf, dass, nachdem der Start so gut  geglückt war, es fast zwangsläufig zu einem Tiefpunkt kommen musste. 

Man hätte die Geschichte gut um 50 - 100 Seiten kürzen können, dann wäre sie sicherlich nicht ganz so langatmig erschienen. 

Doch trotz allem mag ich die Schreibweise dieses Autors, David Foenkinos, sehr. Seine Formulierungen überzeugen mich immer wieder und die gute Mischung aus Ironie und Feingefühl lässt mich nun weiter darüber nachdenken, doch noch ein anderes Buch von ihm zu lesen. "Nathalie küsst", was ich vor einiger Zeit gelesen habe, hat mir damals in jedem Falle sehr gefallen…. (Ansprechend finde ich übrigens den Titel "Das erotische Potential meiner Frau"….).