Rezension

wunderschönes historische Roman

Das Erbe der Füchsin
von Eva Finkenstädt

Bewertet mit 5 Sternen

== Buchbeschreibung: ==

Das 19. Jahrhundert ist eine Zeit großer Umwälzungen. Während Müllerstochter Martha, die Hauptfigur dieses historischen Romans, noch ganz verwurzelt ist in der Lebensordnung der Dörfer und Zünfte, wird ihr Sohn Albert hineingerissen in den Strudel der aufkommenden Industrialisierung. Er erlebt den sozialen Absturz der Wandergesellen und das Elend der ersten Fabrikarbeiter, aber auch die Faszination der neuen Technik und der Möglichkeiten, die sie bietet. Es ist historisch verbürgt, dass einigen wenigen Handwerksgesellen der Aufstieg gelungen ist in die neue Klasse der Fabrikbesitzer. Alfred versucht mit allen Mitteln, zu ihnen zu gehören.

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== Leseeindrücke: ==

Der Schreibstil erinnert mich an ein Märchen, so als ob ich eines der Gebrüder Grimm lesen würde. Die Ausdrücke - "Er redet halt kein Schmonzes" - sind manches Mal etwas gewöhnungsbedürftig, aber so war es in Märchen seinerzeit ja auch beschrieben.

Wir lernen zu Beginn der Handlung die Müllerstocher Martha Holzapfel (Holzapfel hört sich aber auch irgendwie jüdisch an...), ihren strengen Vater und den Kesselflicker Jakob Finkelstein (ein Jude) kennen. Letzterer zählt zum fahrenden Volk und findet bei der jungen Martha und ihrem Vater in deren Garten eine Möglichkeit seinen Wagen und sein Pferd Hans unterzustellen. Jakob hilft ihr eben die Kessel zu flicken, sie gewährt ihm Unterkunft und Verpflegung.

Obwohl der alte Müller zuerst gar nicht begeistert von einem Juden in seinem Garten war, lässt er ihn aber dennoch dort hausen, weil er ihn für einen rechtschaffenen Burschen hält.

Dass Martha und Jakob sich wohl ineinander verlieben, das merkt der Leser schon nach wenigen Seiten des Buches. Die beiden fühlen sich zueinander hingezogen und verbringen viel Zeit miteinander.

Hier wird auch ein wunderschönes Märchen erwähnt: Das Märchen von schön Hühnchen, schön Hähnchen und der schönen bunten Kuh gibt es ja wirklich. Ich kannte es nicht und hatte mal gegoogelt

http://www.hekaya.de/maerchen/das-waldhaus--grimmkhm169.html

und es ist ja sogar auch von den Gebrüdern Grimm. Ich finde dass Märchen - ich liebe Märchen - wunderschön und bin froh, es in diesem Roman gefunden zu haben.

Ja und in diesem Stil, wie eben auch die Grimm´s Märchen geschrieben sind, so empfinde ich auch den Schreibstil in diesem Buch. Ich finde die Schrift auch schon schwarz glänzend, so wie sie gedruckt ist, die Kapitel etwas lang, was aber SInn macht, wenn die Kapitel jeder Person gewidmet sind. (I. Jakob; II. Martha; III. Alfred; IV. Clara.)

Auch kann ich mir alle  Protagonisten bildlich sehr gut vorstellen... Meine Gedanken finden sich im Jahre 1835 wieder und Kesselflickerwagen, sogar die alten Töpfe mit der abgesplitterten Emaille habe ich bildlich vor Augen.

Martha ackert und rackert, nur um Alfreds und ihr Mäulchen zu stopfen...dankbar für jeden Bissen, für jeden warmen Ofen. Ich fühle mich ihr so, nah, so dass ich ihr am liebsten etwas warme Hafergrütze durch die Seiten reichen möchte. Sie denkt oft an ihren Jakob. Alfred ist inzwischen schulpflichtig, sie hat sogar ein wenig Geld für seinen Griffkasten und Schulmaterialien zusammen gespart, sich ihr ehem. Gerätehäuschen im Garten des Vaters, der ihr so mehr oder weniger verziehen hat, ausgebaut, backt Brot und darf davon auch essen, und irgendwie hat sie ihr Leben so gut es geht in den Griff bekommen - auch ohne die Liebe ihres Lebens,

 

Im III: Kapitel lesen wir über Alfred: Alfred, der nun aus der Schule ist und konfirmiert, möchte kein Kesselflicker werden und beginnt eine Lehre als Schlosser. Sein nörglerisches Wesen, zieht sich bis zum Erwachsenwerden durch, dennoch beendet er seine Lehre sogar.

Er begibt sich auf Wanderschaft und erreicht die Fabrik - eien Weberei. Die Spinn- und Webmaschinen lärmen, wie er es als Schlosser niemals so alt zuvor gehört hat. Die Arbeit in der Fabrik war härter, als Alfred sie zuvor gekannt hatte.

Er lernt Käthe kennen, die kaum älter ist, als seien Mutter seinerzeit war... Apropos Mutter: Martha hat in diesem Abschnitt einen Unfall, verknackst ihren Knöchel. Auch hier - im Wald - begegnet sie wieder der Füchsin, ihrer Verbündeten. Alfred ist kein Sympathieträger, aber er macht seinen Weg.

Inzwischen ist Alfred über 30 Jahre alt. Geld hat er wohl reichlich, aber verheiratet ist er immer noch nicht. Dann lernt er beim Kirchgang im IV. Kapitel Clara Mayenfeldt (29 Jahre alt) kennen. Alfred lässt sich bei Claras Mutter "empfehlen" hält also mehr oder weniger um deren Hand an... Clara ist in Marthas Augen ein Fräulein "Habenichts". Dennoch halten Frauen zusammen. Martha erklärt Clara das "liebemachen" und möchte Enkelkinder und Clara wird dann auch - trotz ihres fortgeschrittenen Alters - schwanger und noch gemächlicher. Sie gebährt alsdann ein kräftiges gesundes Mädchen: Rosabelle. Mitt Mitte 30 wird Clara, abermals schwanger und der heißersehnte Sohn Heinrich wird geboren. Rosa(belle) und Heinrich wachsen udn gedeihen. Rosa scheint eine Hexe zu sein, denn wann immer sie wütend ist, wird die Milch sauer, wie einstmals bei den Hexen.

Martha denkt noch oft an ihren jakob, dessen Wagen schon lange nicht mehr im Garten steht ... Alfred hat das nicht leiden mögen. Martha geht immer noch jeden Samstag zu Jakob auf den Friedhof, schmückt sein Grab. Irgendwann geht es auch selbst mit ihr zuende... Sie vermacht alles, was sie inzwischen besitzt, nur das kleine Waldstück, indem sie mit der Füchsin kommuniziert hat, die ihre Verbündete war und darin lebt, das vermacht sie ihrer Enkeltochter Rosa, die Hexin, so wie sie wohl eine war....

by esposa1969