Rezension

Wunderschönes Jugendbuch...

Sam und Emily - Holly Goldberg Sloan

Sam und Emily
von Holly Goldberg Sloan

Bewertet mit 5 Sternen

Ist es Schicksal oder Zufall, wenn ein Augenblick entsteht, der unvergesslich ist?

"Sam Border ist immer auf der Flucht. Wenn es einen Gott gibt, dann hat der schon vor langer Zeit beschlossen, ihn im Stich zu lassen. Emily Bell sammelt die Geschichten anderer Menschen. An nichts glaubt sie so fest wie an das Schicksal. Als Sam und Emily einander zum ersten Mal begegnen, wissen sie, dass sie zusammengehören. Doch das Schicksal ist launisch. Die eigene Vergangenheit lässt sich nicht so einfach abschütteln. Und Glück und Unglück liegen nah beieinander." Quelle: Arena

Zwei Teenager, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten...
Die 17 jährige Emily Bell wächst sehr behütet in einer intakten Familie auf. Sie hat einen kleinen Bruder mit dem sie sich sehr gut versteht, geht zur Schule und hat gute Freunde, mit denen sie ihre Freizeit verbringt. Sie singt im Kirchenchor und ihr größtes Problem ist ihr geplanter Soloauftritt beim nächsten Sonntagsgottesdienst.
Sam Borders Welt hingegen ist ganz das Gegenteil. Was eine richtige Familie ist, weiß er nicht, denn als kleiner Junge wurden er und sein kleiner Bruder Riddle von ihrem Vater entführt. Seit dem ziehen sie durchs Land. Immer auf der Flucht, da sein Vater ein schizophrener Kleinkrimineller ist und jedes Mal, wenn die Gefahr besteht aufzufliegen, brechen sie ihre Zelte ab und suchen sich eine neue Stadt. Für seinen kleinen autistischen Bruder würde Sam alles tun und er liebt Musik über alles. So verschlägt es Sam auch jeden Sonntag in die Kirche, wo er in der hintersten Kirchenbank sitzt und der Musik lauscht. Bis zu jenem schicksalhaften Sonntag, an dem Emily ihr unfreiwilliges Gesangsdebüt gibt. Sie macht es nur ihrem Vater zu liebe und es ist grauenvoll. Nur der Junge in der hinteren Kirchenbank, mit den wunderschönen Augen hilft ihr diesen schrecklichen Auftritt durchzustehen und plötzlich singt sie nur noch für ihn. Doch wer ist der Junge mit den wunderschönen Augen, der Emily nicht mehr aus den Kopf geht? Niemand scheint ihn zu kennen, bis das Schicksal sie wieder zusammenführt...

"Sam Emily" ist eine wunderschöne, berührende und vor allem sehr warmherzige Geschichte um die Liebe zweier Teenager. Emily, die fest an das Schicksal glaubt und Sam, der bisher nur die dunklen Seiten des Lebens kennengelernt hat. Sehr schnell hatte ich die Charaktere, die die Autorin sehr einfühlsam und tiefgründig beschrieben hat, in mein Herz geschlossen. Naja, die meissten jedenfalls...
Sam und Riddle, die nicht wissen, wie es ist eine richtige Familie zu haben und auch sonst kaum Kontakte zu anderen Menschen haben, bzw. nicht haben dürfen. Sie sind den ganzen Tag auf sich allein gestellt, denn eine Schule besuchen sie auch nicht. Sie ernähren sich von den Dingen, die andere Leute wegwerfen. Außerdem helfen sie auf dem Schrottplatz anderen Leuten, ihre Autos auszuladen, um etwas Geld zu verdienen. Während Sam sich durch die Musik etwas Ablenkung von seinem tristen Leben verschaffen kann, fertigt der kleine Riddle komplizierte, originalgetreue Zeichnungen von technischen Geräten an, die er in einem alten Telefonbuch sammelt.
Ihr Leben ändert sich schlagartig, als Sam Emily kennen lernt. Es war toll zu lesen, wie herzlich und liebevoll sie schließlich von der gesamten Familie Bell aufgenommen wurden. Emilys Vater, der Musiklehrer ist, ist begeistert vom Sams Gitarrenspiel, das er sich selbst beigebracht hat. Er möchte sein Talent fördern. Besonders beeindruckt hat mich aber Emilys Mutter, die sich so rührend und selbstlos um den kleinen Riddle gekümmert hat, als wäre er ihr eigener Sohn. Zum ersten Mal in seinem Leben wird er ärztlich versorgt und bekommt ein Asthma-spray damit er endlich durchatmen kann. Die beiden Jungen leben richtig auf, wenn sie bei der Familie Bell sind.
Doch es kommt wie es kommen muss... Ihr Vater erfährt von ihrem Geheimnis und darum müssen sie auch hier wieder die Stadt fluchtartig verlassen. Werden Sam und Emily sich wiedersehen?

Der Schreibstil von Holly Goldberg Sloan ist wunderschön, fesselnd und sehr emotional. Die dramatischen Geschehnisse, die die Geschichte nimmt, haben mich das Buch nicht aus der Hand legen lassen. Ich musste wissen wie es für Sam und Emily ausgeht und habe es in einem Rutsch durchgelesen.
"Sam und Emily" ist ein richtig tolles Buch, mit einer wunderschönen, tiefgründigen Story, tollen Charakteren und voller kleiner Zufälle. Sie ist toll geschrieben, rührt mächtig ans Herz und ist teilweise echt schrecklich. Sie ist nicht nur für jugendliche Leser empfehlenswert.