Rezension

Wundervoll bezaubernd

Die Schmetterlingsinsel - Corina Bomann

Die Schmetterlingsinsel
von Corina Bomann

Bewertet mit 5 Sternen

Diana wird von ihrem Mann betrogen und erfährt gleichzeitig, dass ihre Großtante aus England schwer erkrankt ist. Also entschließt sie sich dafür, ihren untreuen Ehemann allein zu lassen und Emmely, die Tante, in England zu besuchen. Dort angekommen bittet diese sie darum, das Geheimnis der Familie zu entschlüsseln, denn erst, wenn nur noch ein Familienmitglied der Tremaynes übrig ist, soll dieses gelüftet werden. 
Es scheint so, als würde Emmely nur darauf warten, Diana noch einmal zu sehen, noch einmal mit ihr sprechen zu können und ihr diesen Auftrag zu erteilen, bevor ihre Kräfte sie verlassen und sie tatsächlich stirbt.
In England wird Diana dann von Mr. Green - Emmelys treuem Butler - unterstützt. Running Gag im ersten Teil des Buches ist dann der Vorname des Butlers: Er will ihn Diana nicht verraten, obwohl in diese auch schon früher unzählige Male darum gebeten hatte. Letzten Endes bleibt der Vorname unbekannt, obwohl mich das wirklich interessiert hätte. Mr. Green kommt jedoch auch eine Schlüsselrolle in Dianas Suche zu: Schon lange vor ihrer Krankheit hat Emmely ihm Spuren gegeben, die er Diana zukommen lassen sollte, wenn Emmely selbst einmal nicht mehr wäre. So ist der Butler also dafür zuständig, dass die Protagonistin ihre Suche erst einmal beginnen kann.
Das erste Buch spielt überwiegend in England, aber auch in Deutschland. Im zweiten Teil entschließt sich Diana, den Spuren ihrer Familie weiterzufolgen und fliegt schließlich nach Sri Lanka. Und das bringt mich zum Titel: Lange Zeit habe ich gerätselt, was denn bitteschön der Titel mit dem Buch zu tun hat:

"Schmetterlingsinsel?"
"Ja, so wird Sri Lanka genannt. Weil sie die Form eines Schmetterlingsflügels hat."
S.211

Schmetterlinge sind ein durchgängiges Motiv in der Geschichte, Diana träumt von ihnen, ihre Vorfahrinnen bewundern sie und letzten Endes heißt doch der Ort, an dem die Familie in Sri Lanka gelebt hatte, Schmetterling:

"Schmetterling. Vannattuppucci heißt aus dem Tamil übersetzt Schmetterling."
S. 222

Die Charaktere sind liebevoll gestaltet worden, insbesondere Mr. Green hat es mir angetan. Diana ist als betrogene Frau recht klassisch geschrieben und durchlebt auch die Trauer um Emmely sehr authentisch und anrührend. Sie trauert nicht durchgehend, sie ist aber auch nicht gleich superfröhlich. Und vor allen Dingen hilft ihr das Familiengeheimnis über den Tod hinweg. Selbst Figuren, die nur am Rande auftreten, so auch der betrügerische Ehemann, sind gut gestaltet und fügen sich perfekt in die Geschichte ein. Auch die historischen Figuren wirken authentisch in ihrer Handlung: So finde ich zum Beispiel Graces schleichende Entwicklung plausibel und definitiv verständlich. 

Mir gefällt jedoch auch die Beschreibung des historischen Colombo sehr gut, ich konnte mir das Ganze bildlich vorstellen und hatte das Gefühl, Victoria und Grace auf ihren Erkundungstouren zu begleiten.Die Szenerie in Sri Lanka - egal ob Ende des 19. Jahrhunderts oder Gegenwart - finde ich so oder so sehr reizvoll und habe das Ganze gerne gelesen.

Für mich jedoch kam das Ende etwas zu schnell. Die letzten Kapitel wirkten etwas überstürzt, das Geheimnis wurde plötzlich so schnell gelüftet, es scheint mir, dass Gegenwart und Vergangenheit nicht gleich schnell voran geschritten sind. Das jedoch kann auch mehr subjektives Empfinden sein, vielleicht auch Neujahrsmüdigkeit ;)

Fazit

Alles in allem hat Frau Bomann hier eine sehr reizvolle Geschichte geschrieben, die insbesondere mit dem in Sri Lanka spielende Teil hervorsticht. Wenn ich jetzt allerdings auch hier wieder den Vergleich zu Kate Morton ziehen würde, wie ich es bei Rebecca Martins "Die verlorene Geschichte" getan habe, bleibe ich dabei, dass Frau Morton unübertroffen ist, zumindest für mich :)
Dennoch hat die Schmetterlingsinsel mich mit ihrer Geschichten, den Charakteren und auch den Hintergründen vollkommen überzeugt!